Bank Austria will mehr Firmen-Kredite vergeben
Die Bank Austria hat derzeit 10 Milliarden Euro an Unternehmenskrediten vergeben. Diese Summe soll nun deutlich um 2 Mrd. ausgeweitet werden, wie Susanne Wendler, zuständig im Vorstand für die Anliegen der Firmenkunden der Bank, im KURIER-Gespräch mitteilt. „Der Wirtschaft geht es wesentlich besser und sie kehrt wieder auf Vorkrisenniveau zurück. Wir wollen so den Mittelstand beim Wachstum unterstützen.“
Eigenkapitalquote
Die Summe soll bestehenden, aber auch neuen Kunden zur Verfügung gestellt werden. Der geografische Fokus soll auf außerhalb Wiens liegen. Die hohe Eigenkapitalquote der Bank von 20 Prozent ermögliche die Aufstockung.
Für die Umsetzung werde die Zahl der Berater in Wendlers Bereich von derzeit 200 bis kommendes Jahr um 50 aufgestockt. Zum einen durch interne Besetzungen, zum anderen mit externen Kräften. Die Hälfte der neuen Mitarbeiter sei schon akquiriert und beginne sich einzuarbeiten.
Wichtige Investitionen würden vor allem in der Industrie, in der im Herbst der Aufschwung begonnen habe, vorgenommen. „Wir sehen viele Unternehmen, die aufgestaute Investitionen nachziehen oder auch Zukäufe tätigen“, sagt Wendler. Als Beispiel nennt sie die Tiroler Firma Eglo Leuchten, die die Bank Austria mit einem Kredit für den Zukauf eines schwedischen Unternehmens unterstützt habe. Oder die Kärntner Goldegg Textil, der die Bank Austria geholfen habe, die gestiegenen Rohstoffpreise zu stemmen.
„Und“, so Wendler weiter, „viele Firmen setzen wegen des Rohstoffmangels auf mehr Lagerhaltung. Dafür müssen entsprechende Lager angemietet oder errichtet werden.“ Bereiche, in denen derzeit besonders investiert werde, seien Digitalisierung und Nachhaltigkeit, wo auch der Europäische Wiederaufbaufonds unterstützend wirke. „Gemeinsam mit den Kunden schauen wir, wie weit Unternehmen schon nachhaltig wirtschaften.“
Dabei werde mangels bisheriger Dokumentation entdeckt, dass vieles im Betrieb schon über ein Öko- oder ISO-Zertifikat abgedeckt sei. Wendler: „Es ist schon bedeutsam, eine nachhaltige Story zu erzählen.“ Dabei gehe es nicht nur um das Klimathema, sondern auch um die gesellschaftliche Verantwortung gegenüber Kunden und Mitarbeitern.
Zinsen historisch tief
Die Zinslandschaft spricht laut Wendler jedenfalls für einen Kredit. „Die Zinsen sind historisch tief.“ Nur bei langlaufenden Krediten sei der Aufschwung schon ein wenig eingepreist. Die aktuellen Konditionen würden jedenfalls den Cashflow entlasten und diese freien Mittel für weitere Investitionen oder die Eigenkapitalstärkung genutzt werden können. Wendler rechnet nicht mit einer großen Pleitewelle und Kreditausfällen im Herbst.
„Die Firmenbilanzen, die wir bis jetzt bekommen haben, haben unsere Erwartungshaltung positiv enttäuscht.“ Nachzieheffekte werde es zwar geben, aber nicht in dem Ausmaß, das früher erwartet worden sei. „Wir haben großes Interesse, die Kunden gut durch die Situation zu bringen.“ So könnten Stundungen individuell verlängert werden.
Rückstellungen
Die Bank hat Rückstellungen von 245 Mio. Euro für mögliche Kreditausfälle gebildet. Das erste Quartal sei aber „hervorragend“ gelaufen, so Wendler. Daher ist davon auszugehen, dass die Rückstellungen nicht in voller Höhe benötigt werden.
Zusätzlich baut die Bank Austria den Bereich „Social Impact Banking“ aus. Im Vorjahr hat das Institut sechs „Impact“-Finanzierungen mit einem Gesamtvolumen von 11,5 Mio. Euro vergeben, heuer sind bereits vier Finanzierungen mit in Summe knapp 40 Mio. Euro fixiert worden. Beim „Impact Financing“ bietet die Bank Austria besonders günstige Finanzierungszinssätze für Projekte im Bereich Arbeit und Soziales, Gesundheit und Bildung an.
- Susanne Wendler
Die 54-Jährige leitet seit 2016 die sogenannte „Unternehmerbank“ in der Bank Austria.
Davor war sie ab 2010 in diversen Führungspositionen für das Geschäft mit internationalen und großen Firmenkunden verantwortlich. Seit Anfang 2019 ist sie im Vorstand der Bank.
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