Bald mehr über 60-Jährige im Job als unter 20-Jährige
Überdeckt vom vorherrschenden Jugendwahn am Arbeitsmarkt vollzieht sich in den heimischen Betrieben ein demografischer Wandel, der vielen noch immer nicht bewusst ist: Die Belegschaft altert, „Über 50“ hat zahlenmäßig „Unter 30“ längst überholt, noch heuer dürfte die Zahl der über 60-jährigen Arbeitnehmer in Österreich jene der unter 20-Jährigen erstmals überholen.
Bei den Männern hat sich die Beschäftigungsquote bei den 60- bis 64-jährigen binnen zehn Jahren um 20 Prozentpunkte auf knapp 40 Prozent verdoppelt. Sie ist damit jetzt schon höher als jene bei den unter 20-Jährigen, wo Geburtenrückgang und Höherqualifizierung an Schule und Uni die Quote drücken. Grund für das überdurchschnittliche Beschäftigungsplus bei den Älteren sind neben der Demografie die jüngsten Pensionsreformen, die vor allem Schlupflöcher in die Frühpension schlossen, aber auch die gute Arbeitsmarktlage. Weil nicht mehr so viele junge, entsprechend qualifizierte Arbeitskräfte nachrücken, sind die Betriebe oft auf die Älteren angewiesen.
Dennoch: In anderen EU-Staaten, vor allem die skandinavischen Länder, sind noch mehr Ältere in Beschäftigung. Dies liegt zum einen am höheren gesetzlichen Pensionsantrittsalter vor allem bei den Frauen, wo Österreich erst ab 2024 schrittweise angleicht und aufholen wird. Zum anderen gibt es unterschiedlichste Modelle von Teilpensionen oder Altersteilzeit, die die Statistiken verzerren.
Altersarbeitslosigkeit
So positiv die steigende Altersbeschäftigung ist, sie hat eine Kehrseite: Auch die Altersarbeitslosigkeit steigt stark an. Nicht nur in Zahlen, sondern auch quotenmäßig. Mit 15 Prozent haben über 60-jährige Männer schon jetzt die mit Abstand höchste Arbeitslosenquote aller Altersgruppen, auch bei den über 55-Jährigen liegt sie im zweistelligen Bereich. Dazu kommt, dass Ältere auch in Zeiten der Hochkonjunktur schwerer wieder einen Job finden und daher länger arbeitslos bleiben. Fast jeder zweite Langzeitbeschäftigungslose (länger als 12 Monate ohne Job, Anm.) ist über 50. Häufig erschweren gesundheitliche Probleme die Re-Integration in den Arbeitsmarkt.
Angesichts der demografischen Entwicklung sehen Experten daher in der Schaffung alternsgerechter, gesunder Arbeitsplätze die größte Herausforderung für den Arbeitsmarkt. Wie das geht? Die Sozialpartner bieten unter www.arbeitundalter.at eine umfassende Info-Plattform zum Thema.
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