Autopiloten geben im Valley Gas

Google, Tesla und BMW präsentieren Verkehrsminister Leichtfried ihre Entwicklungen.

Lautlos rollt das kugelförmige Google-Auto zur Kreuzung und bremst abrupt ab, obwohl die Ampel grünes Licht gibt. Offenbar war der Fußgänger schon gefährlich nah an der Fahrbahn. Das hat nicht der Fahrer bemerkt, sondern das Auto selbst. Es ist ein selbstfahrendes Modell von Google.

Der Konzern, der sich im Vorjahr in Alphabet umbenannt hat, schlägt mit seinen selbstfahrenden Autos einen radikalen Weg ein. Autos fahren künftig ganz alleine, meinen die Entwickler. Die Knutschkugel – so nennen Mitarbeiter das kugelförmige Google-Gefährt – hat deshalb nicht einmal ein Lenkrad. Stattdessen gibt es einen Joystick, mit dem ein Techniker im Notfall eingreifen kann.

Sensoren

Die Seitenspiegel bleiben den selbstfahrenden Autos erhalten: In ihnen sind Kameras und Sensoren versteckt, mit denen das Auto seine Umgebung vermisst und dank denen es ganz ohne menschliches Zutun unterwegs ist. Und das schon bald sicherer als von Menschenhand gesteuert, glauben viele im Silicon Valley.

"In Kalifornien haben schon 15 Unternehmen Testlizenzen für selbstfahrende Autos", sagt Mario Herger, Unternehmer im Silicon Valley. Ein Konzern fertigt wenige Meilen von Google entfernt Elektroautos: Tesla. 325.000 Vorbestellungen gibt es für sein Modell 3, mit dem Tesla im Massenmarkt ankommen will. Mit 35.000 Euro kostet es etwas halb so viel wie andere Modelle.

Disneyland

Eine Betriebsbesichtigung bei Tesla ist wie eine Mischung von Disneyland und Verkaufsschau. Ein Bummelzug voller Besucher kurvt durch die Fabrik, die so groß ist wie 88 Football-Felder. Die Stimme des Guides überschlägt sich: "Schauen Sie diesen gigantischen Roboter rechts von uns an!" Die Roboter klappern, es zischt, zwischen den Riesenmaschinen fahren Stapler. Der Guide hält eine kleine Batterie in die Höhe. 7000 solcher Batterien werden in jedem Tesla verbaut. Als nächstes reicht er Kupferkabel und Plastikgranulate durch. Weitere Bestandteile des Autos. Alle Modelle, die nach November 2014 vom Band liefen, seien auch mit Autopilot ausgestattet, betont er. Vom jüngsten Unfall, bei dem ein Fahrer ums Leben kam, sagt er nichts. Atemlos erzählt er am Ende der Tour, dass er hier arbeitet, um die Welt besser zu machen. Umweltfreundlicher, sauberer.

Draußen am Parkplatz stehen viele Toyota, Mercedes, Honda – kaum Elektroautos. Einen Tesla können sich die wenigsten Mitarbeiter leisten. Noch.

Am Limit

Im Silicon Valley sind sich alle einig, dass E-Autos die Zukunft sind. Zugleich sind die Stromnetze oft am Limit – speziell am Abend, wenn alle nach Hause kommen, die Klimaanlage einschalten und kochen. Die Netzbetreiber informieren im Fall der Überlastung BMW, der Autobauer via App seine Kunden in der Bay Area. Sie werden aufgefordert, die Ladung des Autos eine Stunde zu verschieben. Als Anreiz bekommt er in der Projektphase einen Euro pro Tag gutgeschrieben.

In Österreich sind nur 0,2 Prozent der Autos Elektrofahrzeuge. "Von 10.000 E-Autos in Österreich wurden 2000 im ersten Halbjahr 2016 zugelassen", sieht Verkehrsminister Jörg Leichtfried langsam Bewegung in den Markt kommen. 20 Mio. Euro steckt sein Ministerium in die Erforschung der E-Mobilität, für Private sollen Anreize zum Umstieg geschaffen werden. "Wenn ein Tesla 70.000 Euro kostet, werden wir mit einer Förderung von 5000 Euro nicht viele zum Kauf bewegen", ist Leichtfried bei einem Besuch im Silicon Valley realistisch. Er will nicht-monetäre Anreize schaffen, etwa Gratis-Parkplätze für E-Autos. Skeptisch ist er bei der Freigabe von Busspuren für Elektrofahrzeuge. In Oslo – wo es schon relativ viele E-Autos gibt – stehen nun die öffentlichen Busse im Stau.

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