Autonomes Fahren: Was LG mit der Wieselburger ZKW vor hat
Es ist die bisher größte Übernahme eines koreanischen Unternehmens in Österreich – und die Braut war heiß begehrt: 1,1 Milliarden Euro blätterte der Elektronikriese LG letztlich doch noch für den Wieselburger Scheinwerfer-Spezialisten ZKW hin. Ein erster Versuch war im Vorjahr noch am zu niedrigen Preis gescheitert. Um kolportierte Nebenbuhler wie Magna, B&C Holding oder Panasonic auszuschalten, legten die Koreaner noch eins drauf. Der bisherige ZKW-Eigentümer, der 77-Jährige deutsche Industrielle Ulrich Mommert, war schon längere Zeit auf der Suche nach einem strategischen Käufer.
LG Electronics, bekannt als zweitgrößter Smartphone-Hersteller Südkoreas hinter Samsung, drängt verstärkt in den lukrativen Markt der Autoelektronik. Während ZKW bei Scheinwerfern und Beleuchtung vorne sehr stark ist, hat sich LG mit einer kleinen Einheit bisher auf die Rücklichter konzentriert. Gemeinsam mit ZKW sollen jetzt „intelligente Beleuchtungslösungen“ entwickelt werden, die dank Sensoren und Fahrzeugkameras auch Informationen und Warnungen auf der Straße anzeigen können. Damit könne das Unternehmen zu einem zentralen Player für autonomes Fahren werden, hieß es bei der gemeinsamen Pressekonferenz am Donnerstag in Wien. „Es entsteht ein Unternehmensverbund mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten“, schwärmte ZKW-Chef Oliver Schubert. Durch den neuen Eigentümer erhofft er sich Synergien im Einkauf elektronischer Komponenten sowie bei der Kundenbasis. Während LG vor allem koreanischen und japanischen Autoherstellern zuliefert, sind die Niederösterreich gut im Geschäft mit den Europäern.
Lange Standortgarantie
Für die 3450 Mitarbeiter an den beiden ZKW-Standorten in Wieselburg und Wiener Neustadt gibt es für die nächsten fünf Jahre eine Standort- und damit Jobgarantie. Dem jetzigen Eigentümer sei das Verständnis für die österreichischen Standorte besonders wichtig gewesen, begründete Jin-Yong Kim, Vizepräsident von LG Electronics, die ungewöhnlich lange Standortgarantie. Und fügte hinzu: „LG steht für Harmonie, Tradition und örtliche Gemeinschaft, so don’t worry“. Sowohl die Marke ZKW als auch das aktuelle Management und die „Arbeitsplatzkultur“ im Unternehmen bleiben. Unklar ist noch, wo künftig die Forschung & Entwicklung maßgeblich stattfinden soll. Details über eine Konzentration der Forschung etwa in Niederösterreich sollen in den nächsten Wochen besprochen werden.
Während das Smartphone-Geschäft schwächelt, investiert LG derzeit stark in das Auto der Zukunft und baut seine Präsenz in Europa aus. Erst im Vorjahr wurde in Polen die erste große europäische Fabrik für Lithium-Ionen-Akkus für Elektroautos eröffnet. Auch im Bereich Infotainment und Sicherheitslösungen im Auto spielt LG ganz vorne mit.
80 Jahre Firmengeschichte
Die Firmengeschichte der ZKW reicht bis ins Jahr 1938 zurück. Damals gründete Karl Zizala in Wien (daher die Initialen) einen kleinen Gewerbebetrieb für elektrische Anlagen und Autozubehör. Nach dem Krieg wurden vor allem Bauteile für Mopeds und Fahrzeuge hergestellt. 1954 wurde das Unternehmen um das Scheinwerferwerk in Wieselburg erweitert, wo zunächst Komponenten für Lohner- und Puch-Werke und KTM entstanden. Bis heute ist die Firmenzentrale dort.
1982 übernahm die deutsche Industriellen-Familie Mommert das damals angeschlagene Unternehmen, spezialisierte die Produktion und baute ZKW zum Global Player aus. 1989 wurde der erste Pkw-Hauptscheinwerfer serienmäßig produziert, 1995 folgte der Lkw-Scheinwerfer. Heute werden an acht Standorten Premium-Licht- und Elektroniksysteme für die Autoindustrie produziert. Zu den Kunden zählen Audi, BMW, Daimler, Porsche, Volvo oder VW. Der Konzern setzte zuletzt mit 9000 Mitarbeitern 1,2 Mrd. Euro um.
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