Austro-Milch für Chinas Luxushotels
KURIER: Was wurde aus der groß angekündigten Exportoffensive von österreichischem Schweinefleisch nach China?
Andrä Rupprechter: Die Details werden jetzt zwischen den österreichischen und chinesischen Veterinärbehörden ausverhandelt. Die Betriebe können aber schon ihre Anträge auf Auditierungen stellen, die für den Export nötig sind. Grundsätzlich zeigen die Exportbemühungen Wirkung, trotz des Russland-Embargos wurde 2014 um zehn Prozent mehr Schweinefleisch exportiert.
Schweinepfoten und -ohren für das Reich der Mitte
Aber wann geht’s richtig los und was ist das Ziel?
Bald. Ich bin überzeugt, dass wir binnen zwei Jahren in China soviel umsetzen werden, wie uns in Russland durch das Embargo ausgefallen ist. Also mindestens Waren im Wert von rund 100 Millionen Euro.
Aber die Chinesen wollen doch ganz andere Teile vom Schwein als die Russen ...
Ja, aber es ist Aufgabe der Betriebe, anzubieten, was der Markt nachfragt. Vom Volumen her wird der chinesische Markt auch für Milchprodukte relativ schnell an die Stelle des russischen rücken.
Dass in China die Fleischnachfrage steigt, haben auch die Amerikaner, Kanadier, Brasilianer bemerkt. Gehen wir da nicht im Preiskampf unter?
Den Preiskampf können wir sowieso nicht gewinnen. Wir können nur mit Qualität und unserem guten Ruf, etwa bei Bio, punkten.
Bei Nebenprodukten, wie Schweinsohren, die bisher nach China exportiert wurden, wird Bio aber nicht das Ass im Ärmel sein, oder?
Natürlich wollen die Firmen diese Nebenprodukte auch verkaufen, aber zuerst müssen wir den Markt für die anderen Teile öffnen.
Aus der Branche ist zu hören, dass diese Nebenprodukte bisher ganz gut über die Hintertür von Hongkong verkauft wurden. Bis zum Abkommen. Seitdem ist die Tür zu ...
Stimmt, diese Umgehungsmärkte wurden bewusst geschlossen. Deswegen unser Interesse, den direkten Marktzugang zu bekommen. Für die Nebenprodukte braucht es eine Ergänzung des Protokolls.
Im Zuge der Steuerreform wurde der Mehrwertsteuersatz von Saatgut, Lebendtier und Futtermittel von 10 auf 13 Prozent angehoben. Schweinebauern sagen, das schwächt sie im internationalen Wettbewerb. Von Ihnen war dazu nichts zu hören ...
Wir haben uns dafür stark gemacht, dass man auch den Vorsteuerpauschalsatz auf 13 Prozent angehoben hat. Also ist bei der Steuerreform gleichzeitig die Ausgleichsmaßnahme vorgenommen worden.
Die Rechnung der Bauern, dass sie jetzt pro Schwein 2 Euro weniger verdienen (Anmerkung: der Deckungsbeitrag liegt bei 15 bis 20 Euro pro Tier) stimmt nicht?
Zumindest nicht, was die Steuererhöhung betrifft. Da geht es darum, dass die Bauern bei Fleisch und Milch unter Preisdruck, vor allem der deutschen Konkurrenz, stehen. In Deutschland sind die Lager nach dem Russland-Embargo voll. Hier erwarten wir von der EU-Kommission stabilisierende Maßnahmen.
Was meinen Sie konkret?
Bei Milch fordern wir, dass die Mittel der Überschussabgabe auch für diesen Bereich verwendet werden und nicht ins allgemeine EU-Budget fließen. In Österreich wurden zuletzt 45 Millionen Überschussabgabe gezahlt.
Was soll damit gemacht werden?
Die Mittel sollen in absatzfördernde Maßnahmen auf Drittmärkten oder auch in den Binnenmarkt – etwa Schulmilchaktionen – fließen.
Den Molkereien haben Sie ja geraten, mehr nach China zu exportieren. Das hat Ihnen nicht nur Freunde gebracht ...
Europa hat auf dem Milchsektor einen sehr guten Ruf und die Chinesen sind nach dem Babymilchskandal sehr sensibel, was die Qualität angeht. Da wünsch’ ich mir mehr Initiative und mein Ressort wird einen stärkeren Beitrag dazu leisten.
Wie soll der ausschauen?
Ende September laden wir Molkereien zu einer Veranstaltung in Peking für österreichische Milchprodukte und Wein ein, zu der 80 Vertreter internationaler Hotelketten kommen. Wir wollenden Frühstücksmarkt von Hotelketten erschließen.
Warum sehen Sie da Potenzial?
Die Schweizer sind in diesem Bereich sehr erfolgreich, verlieren wegen des starken Franken aber gerade an Wettbewerbsfähigkeit. Das können wir nutzen.
Wie groß ist das Interesse heimischer Unternehmen?
Das bleibt abzuwarten.
Tierische Produkte werden um den Globus transportiert. Nach Österreich kommen jährlich 2,2 Millionen Schweine aus dem Ausland zur Schlachtung...
...und Verarbeitung und Veredelung, etwa zu Speck.
Glauben Sie, dass sich Brüssel zu einer Herkunftsauszeichnung für verarbeitete Fleischprodukte durchringen wird?
Wir leben in einem offenen Markt, der auch zu unserem Vorteil ist. Wir exportieren agrarische Rohstoffe und Lebensmittel im Wert von 10 Milliarden Euro, vor dem EU-Beitritt war es ein Zehntel davon. Wir exportieren auch Schweinefleisch für Parma-Schinken nach Italien. Genauso müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass dänisches oder holländisches Schweinefleisch in Österreich verarbeitet wird.
Ist der regionale Ansatz aus Ihrer Sicht kleinkariert?
Überhaupt nicht. Gerade als Umweltminister ist mir regionales Einkaufen wichtig, schon allein wegen der kurzen Transportwege.
Dann sollten Sie besser ungarischen Käse kaufen als den aus Vorarlberg, der weitere Transportwege nach Wien hat ...
Der ist aber nicht so gut. (lacht).
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