US-Übernahme in heimischer Halbleiterbranche wirft Fragen auf
Während die Wirtschaft über Chipmangel klagt und die EU viel Geld in den Ausbau der europäischen Halbleiterindustrie pumpt, um unabhängiger zu werden, lässt eine bevorstehende Übernahme in Österreich aufhorchen. Wie der KURIER erfuhr, will der börsenotierte US-Milliardenkonzern Lam Research die Salzburger Hightech-Schmiede Semsysco übernehmen. Der Kaufpreis soll mehrere hundert Millionen Euro betragen.
Das Unternehmen entwickelt spezielle Maschinen und Anlagen für die Halbleiterindustrie und verfügt über weltweit gefragtes Engineering-Know-How. Große Chiphersteller wie der US-Riese Intel wurden bereits auf die innovativen Salzburger aufmerksam und zeigten Kauf-Interesse. Nun dürfte Lam ein attraktives Angebot gelegt haben.
Offene Details
Semsysco-Mitgründer und Firmenchef Herbert Ötzlinger bestätigt den beabsichtigten Deal gegenüber dem KURIER. Er fügt jedoch hinzu, dass die Transaktion noch an bestimmte Bedingungen geknüpft sei, sodass nicht garantiert werden könne, ob sie wie vorgesehen bis Jahresende abgeschlossen werden kann.
Es handle sich aber um keine feindliche Übernahme, vielmehr würden Gesellschafter und Geschäftsführung den Zusammenschluss mit Lam Research begrüßen. Grund ist die geplante internationale Expansion. „Den nächsten Wachstumsschritt kann die Semsysco allein nicht stemmen, daher haben wir nach einem Partner gesucht“, erläutert Ötzlinger.
Globaler Vertrieb
Mit Lam Research erhalte man einen sofortigen Zugang zu einem weltweiten Vertriebs- und Servicenetz. „Das ist eine große Chance, österreichische Technologie weltweit in großem Umfang zu verkaufen, was auch für die Mitarbeiter von Semsysco vorteilhaft wäre“. Aktuell sind in Salzburg rund 200 Mitarbeiter beschäftigt, eine weitere Niederlassung befindet sich in Singapur.
Lam Research, gegründet 1980 im Silicon Valley, ist eines der größten Zulieferbetriebe in der globalen Halbleiterindustrie. Die Prozess-Maschinen und Anlagen fertigen aus Siliziumscheiben („Weaver“) die Mikrochips, die dann in viele Bauteile eingesetzt werden. Die Nachfrage ist riesig. Das an der Nasdaq gelistete Unternehmen setzte zuletzt 14 Mrd. Dollar um und schraubte erst kürzlich die Dividende in die Höhe. In Österreich ist der US-Konzern seit 2008 durch die Übernahme der SEZ (Semiconductor-Equipment Zubehör) in Villach präsent, wo rund 600 Mitarbeiter beschäftigt sind.
Ausverkauf?
Spekulationen aus der Branche, dass Lam die Produktion aus Österreich abziehen und nach Malaysia verlagern könnte, weist Ötzlinger zurück. „Nein, es ist nicht geplant, Produktionstätigkeiten aus Österreich weg zu verlagern“. Bleibt noch die Frage, ob die Übernahme in dieser Schlüsseltechnologie genehmigungspflichtig ist. Die Regierung müsse schleunigst reagieren und verhindern, dass diese Firma samt der in Österreich entwickelten Technologie nach Amerika verkauft wird, warnt ein Insider und verweist auch auf das Investitionskontrollgesetz. Ötzlinger sieht keine Genehmigungspflicht, Semsysco sei nicht börsenotiert.
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