Ausreichend Schnee: Skiregionen fast komplett ausgebucht

In der Wiener Innenstadt drängen sich vor Weihnachten zwischen Punschständen, Geschäften und Kaffeehäusern Touristen aus aller Welt. Selten erlebt man die Stadt so voll. Die Adventzeit ist nach dem Sommer die zweitbeste Zeit im Städtetourismus.
Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner bestätigt: „Weihnachten und der Jahreswechsel ziehen vor allem Gäste aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien, Frankreich und Spanien an, doch auch in Übersee punktet die Weihnachtshauptstadt Europas mit ihrem vorweihnachtlichen Charme. Die aktuelle Buchungslage ist vielversprechend, mit einer geschätzten Auslastung von etwa 90 Prozent.“
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Positive Stimmung
Doch wie sieht es mit den Buchungen in den Winterskigebieten aus? Inflation, Energiekrise, zu wenig Ski-Nachwuchs, Konjunkturflaute, Corona-Nachwehen – war da nicht was? „Der punktgenaue Schneefall zum Saisonstart hat die Buchungen um ein Vielfaches angekurbelt. Die Bundesländer berichten von einer sehr guten Buchungslage in den Weihnachtsferien“, sagt Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler.
Schneelage
In den Skigebieten liegt so viel Schnee wie lange nicht mehr. Und der begräbt erst einmal sämtliche Tourismus-Sorgen. In Tirol ist man jedenfalls positiv gestimmt. Florian Neuner, von der Tirol Werbung sagt: „Die Weihnachtstage sind bei uns heuer sehr gut gebucht.“ Auch in Kärnten, ist man guter Dinge: „Wir sind sehr zufrieden mit der Buchungslage. Wir haben eine super Schneelage, die Pisten sind sehr gut präpariert“, berichtet Barbara Tschöscher von der Kärnten Werbung.
Kurzfristige Buchungen
Im Gegensatz zu den Jahren vor Corona könne man aber nicht genau sagen, wie die Buchungslage für die Folgemonate aussehen wird. Denn: „Es wird sehr viel kurzfristiger gebucht“, stellt Tschöscher fest. Auch die Aufenthaltsdauer ist etwas kürzer und bei den Nebenausgaben (Gastronomie und Handel) wird gespart. Erfreulich sei aber, so Tschöscher, „dass auch internationale Gäste nach den Corona-Jahren wieder sehr motiviert sind“. Das bestätigt auch Florian Neuner aus Tirol: „Wir haben heuer vermehrt Gäste aus den Niederlanden, Dänemark oder dem Vereinigten Königreich.“
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Für Anna Burton, Tourismus-Expertin am Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) kommt das nicht überraschend: „Im internationalen Vergleich, zum Beispiel mit den USA oder der Schweiz, sind wir noch eher günstig – trotz Inflation.“
Nichtsdestotrotz bleibt Deutschland mit 53,2 Millionen Nächtigungen im gesamten Jahresverlauf weiterhin der stärkste Herkunftsmarkt, gefolgt von Österreich selbst mit 37,4 Millionen Nächtigungen. Gäste aus den Niederlanden kommen auf 10,2 Millionen Nächtigungen und jene aus dem Vereinigten Königreich auf 2,9 Millionen Nächtigungen.
Der punktgenaue Schneefall zum Saisonstart hat die Buchungen um ein Vielfaches angekurbelt
Trend Ferienwohnungen
Ein Trend, der laut Burton mit der Teuerung zusammenhängt und sich heuer klar abzeichnet, sind die Ferienwohnungen: „Sie sind häufig um einiges günstiger als Hotels, weil man sich selbst versorgt und keinen Zimmerservice in Anspruch nimmt.“ Florian Neuner von der Tirol Werbung bestätigt das: „Geld wird nicht am Urlaub, sondern im Urlaub gespart. Die Gäste buchen vermehrt kostengünstigere Unterkünfte und versorgen sich selbst.“
Ausnahme Wellnessen, da wird nicht gespart. Ökonomin Anna Burton: „Wir sehen immer mehr Wellnessangebote direkt in den Skigebieten. Die Gäste fragen das auch nach. Außerdem kann man den Touristen so ein Alternativprogramm bei Schlechtwetter bieten.“
In Wien schließen die meisten Christkindlmärkte spätestens nach Silvester. Dann geht das Punsch-Trinken auf den Hütten in den Skiregionen weiter.
Heute ist schon der 22. Dezember. Wer jetzt noch spontan ein paar Tage zum Skifahren oder Schneeschuhwandern will, kennt entweder irgendwo einen Geheim-Tipp, ein schwach frequentiertes Mini-Skigebiet oder versucht sein Glück
auf Buchungsplattformen wie Booking.com. Die Hoffnung: Vielleicht ist ja in einem
der Salzburger, Tiroler oder Kärntner Hotspots doch noch etwas frei ist.
Ein entsprechender Selbsttest für die sieben Nächte vom 25. Dezember bis zum 1. Jänner ergibt sehr schnell ein mehr als eindeutiges Bild.
Die Tiroler Winterhochburg Sölden im Ötztal ist de facto vollkommen ausgebucht. 99 Prozent aller Unterkünfte sind für den besagten Zeitraum auf Booking belegt. Nur noch ein freies Appartement findet sich im Ort beziehungsweise ein freies Hotel-Doppelzimmer mit Halbpension um wohlfeile 542 Euro die Nacht. Rund um das Kärntner Nassfeld ist die Buchungslage nicht ganz so angespannt. Laut Booking sind aber auch schon 95 Prozent der Unterkünfte im weiteren Umfeld belegt. Relativ günstig kommt davon, wer rund eine halbe Stunde Fahrzeit aus Görtschach in Kauf nimmt. Wer direkt im Skigebiet in Tröpolach ins 4*Superior-Hotel will, bekommt noch ein Zimmer, blättert für die Woche mit Halbpension aber 4.693 Euro hin.
Dann vielleicht doch nach Flachau? Und wieder dasselbe Bild: 98 Prozent aller Zimmer sind bereits belegt. Aber, immerhin: Ein günstiges Zimmer, elf Kilometer entfernt, um 1.228 Euro wäre noch zu haben. Und ein Nobel-Chalet vor Ort.
Da ist man allerdings bei 5.248 Euro die Woche.
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