Auslaufpflicht für Kühe sorgt für Aufregung bei Bio-Milchbauern

Auslaufpflicht für Kühe sorgt für Aufregung bei Bio-Milchbauern
117 Bio-Milchbauern in Osttirol liefern nicht mehr an Hofer-Biomarke "Zurück zum Ursprung".

Die Hofer-Biomarke "Zurück zum Ursprung" verlangt seit Anfang Juli von seinen 1.700 Milchbauern, dass die Kühe mindestens zwei Stunden Auslauf im Freien haben. In Osttirol können deswegen 117 Biobauern ihre Milch nicht mehr an die Supermarktkette Hofer liefern. Die Landwirtschaftskammer Tirol übte zuletzt scharfe Kritik an dem Vorgehen.

Das idente Projekt in der Steiermark habe "zu keinerlei Aufregung" geführt, sagte Bio-Pionier und "Zurück zum Ursprung"-Markenmanager Werner Lampert zur APA. Die Bauern würden den Mehraufwand durch 2 Cent/kg Milch abgegolten bekommen. Die Umsetzung der Auslaufpflicht war laut Lampert in allen heimischen Bergbauern-Regionen möglich, außer in Osttirol. Dort wollte oder konnte ein Drittel der "Zurück zum Ursprung"-Bio-Milchbauern die Forderung nach täglichem Auslauf nicht umsetzen. Für die Tiroler Molkerei sei es aber nicht möglich, für die Biobauern, die den täglichen Auslauf ihrer Milchkühe nicht schaffen, eine getrennte Milchabholung zu organisieren - dazu seien die Mengen zu gering. Nun wird die Bio-Milch der Osttiroler Bauern an andere Abnehmer verkauft.

Auslaufpflicht für Kühe sorgt für Aufregung bei Bio-Milchbauern

Die Molkerei zahlt den Osttiroler Bio-Milchbauern bis zum Jahr 2020 die garantierten Projektzuschläge, auch wenn die Milch nicht mehr für "Zurück zum Ursprung" verarbeitet wird. Die Auslaufpflicht wurde von "Zurück zum Ursprung" mit Bauern, Tierschützern und Wissenschaftlern diskutiert. 2019 und 2020 will Lampert die Maßnahme evaluieren und danach die weitere Vorgangsweise mit den Molkereien und Bauern abstimmen. Es werde noch viele Gespräche geben.

Ab 2022 ist es gesetzlich geregelt, dass Milchkühe regelmäßig Auslauf bekommen müssen. Derzeit ist bei manchen Bauern die zeitweise Anbindung im Stall - vor allem im Winter - noch Standard. Je steiler die Gegend und kleiner der Betrieb, desto unrentabler sind Investitionen in Stallplatz und Auslauf. Die Ermöglichung von Auslauf ist - vor allem für Nebenerwerbsbauern - auch eine deutliche Arbeitsbelastung.

Mindestens 120 Tage auf der Weide

Der Bio-Pionier glaubt, dass Tierwohl derzeit das Thema Nummer 1 bei Konsumenten sei. Bei "Zurück zum Ursprung" sind mindestens 120 Weidetage für Milchkühe verpflichtend, viele Betriebe erreichen über 200 Weidetage. Bei dem Projekt "Täglich raus" gehe es darum, die Anbindehaltung aufzulockern. Man wolle aber nicht die nebenberuflichen Bergbauern in teure, nicht rentable Umbaumaßnahmen drängen, betonte Lampert.

Der "Zurück zum Ursprung"-Gründer verwies auf die positiven Effekte für die Tiroler Bauern, durch die Vermarktung bei Hofer. Seit dem Jahr 2009 seien rund 200 Millionen Kilogramm Bio-Heumilch aus Tirol übernommen worden. Dies bedeute für die Tiroler Bio-Heumilch-Bauern eine zusätzliche Wertschöpfung von rund 30 Mio. Euro brutto in zehn Jahren. 2018 seien durch die gestiegenen Milchmengen und Zuschläge zusätzlich zum Standardpreis brutto 4,43 Mio. Euro an 471 Bio-Heumilchbauern ausbezahlt worden.

Heimischer Bio-Fisch

Die Markenrechte für "Zurück zum Ursprung" gehören der Supermarktkette Hofer. Lampert ist für das Management der Marke zuständig. Der Vertrag zwischen der Werner Lampert Beratungsges.m.b.H. und Hofer läuft vorerst bis zum Jahr 2020. Lampert (72) hat für die kommenden Jahre aber noch einiges vor. Heimischen Bio-Fisch bietet "Zurück zum Ursprung" noch nicht an. "Das wird das Thema schlechthin werden", erwartet Lampert. Vor "Zurück zum Ursprung" baute er zwischen 1994 und 2003 die Bio-Marke "Ja! Natürlich" für die Billa-Mutter Rewe auf.

Kommentare