Ausländische Billigputen lassen Wogen hochgehen

Puten in einem Geflügelmastbetrieb
In Österreich sinkt die Eigenversorgung mit Putenfleisch wegen strengerer Tierschutzgesetze.

Runder Tisch mit Händlern. In Österreich wird immer mehr Putenfleisch gegessen. Gleichzeitig sinkt die inländische Produktionsmenge. Allein zwischen 2011 und 2013 ist die Zahl der gehaltenen Puten um 9,4 Prozent zurückgegangen. Der Selbstversorgungsgrad ist seit 2005 von 60 Prozent auf zuletzt unter 40 Prozent gesunken. "Wenn sich nichts ändert, verkommt die Putenproduktion in Österreich zu einer Nische. So wie in der Schweiz, wo nur noch 10 Prozent aus dem eigenen Land kommen", sagt Michael Wurzer, Geschäftsführer der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft.

Grund dafür sind strengere Tierschutzgesetze in Österreich und damit höhere Produktionskosten. Die maximale Besatzdichte ist in Österreich mit 40 Kilogramm pro Quadratmeter definiert. "In Italien, Polen und Ungarn sind es bis zu 70 Kilogramm pro Quadratmeter. Bei diesen Unterschieden können wir preislich nie konkurrenzfähig sein", sagt Max Hörmann von der Landwirtschaftskammer Österreich.

Am Donnerstag ruft Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser zu einem hochkarätig besetzten runden Tisch. Mit dabei: Vertreter der Dachorganisation der Geflügelhalter, des Gesundheitsministeriums, der Landwirtschaftskammer sowie die Chefs der Handelsketten Rewe und Spar. Hörmann: "Ich erwarte mir eine klare, ehrliche Ansage des Handels, ob er österreichische Ware oder Billig-Putenfleisch aus dem Ausland will."

Bauern fordern nun, dass das Wohl der Tiere nicht mehr nur in Zentimetern gemessen wird, sondern auch an sogenannten Tierwohlindikatoren. Wie zum Beispiel an Fußballenveränderungen. Diese würden wesentlich bessere Rückschlüsse auf Stallmanagement und Tiergesundheit zulassen, wird argumentiert.

Fußballen-Analyse

Bauernvertreter wollen, dass jene Tierhalter, die bei der Fußballen-Analyse ihrer Tiere gut abschneiden, lockerere Vorschriften bei den Quadratmeterzahlen bekommen. Kritisch werden die Obergrenzen in den letzten ein bis zwei Wochen der Mast. Bei weiblichen Tieren beträgt die Mastzeit 13, bei männlichen 22 Wochen. Da männliche Puten länger gemästet werden, haben sie auch ein höheres Endgewicht.

In der Gastronomie wird besonders viel Billigfleisch aufgetischt. "Der Prozentsatz österreichischer Ware ist sicher einstellig. Es gibt nur wenige Wirte, denen österreichisches Putenfleisch etwas wert ist", ärgert sich Hörmann. Das Fleisch kommt übrigens in großen Mengen aus Thailand und Brasilien.

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