Hauen und Stechen um ÖIAG-Spitze

Nach der Hauptversammlung der Staatsholding ÖIAG am 26. Juni wird sich der Aufsichtsrat konstituieren und aus seiner Mitte den neuen Vorsitzenden wählen.
Noch-Präsident Peter Mitterbauer tritt bekanntlich ab und hat seinen langjährigen ersten Stellvertreter Siegfried Wolf als Nachfolger vorgeschlagen. Der ehemalige Magna-Manager, der in einer Spitzenfunktion im Mischkonzern Basic Element des russischen Oligarchen Oleg Deripaska sitzt, hat offiziell noch nicht verraten, ob er den Vorsitz tatsächlich anstrebt. Doch bei einer Diskussionsveranstaltung in Graz erklärte er kürzlich, Gegenwind sei er gewohnt, das schärfe die Sinne. Alles klar.

Formal hat die Politik beim sich selbst erneuernden Aufsichtsrat bekanntlich nichts mitzureden, doch hinter den Kulissen wird natürlich heftig gefeilscht. Die SPÖ soll mit dem der ÖVP nahestehenden Koren als Kompromiss-Kandidat durchaus einverstanden sein. Noch nicht klar ist die Haltung von VP-Chef Michael Spindelegger, der als Finanzminister Eigentümervertreter der ÖIAG ist. Wolfs Nähe zu Wladimir Putin ist aber auch den Schwarzen nicht geheuer.
Ausschlaggebend werden die fünf Belegschaftsvertreter im 15-köpfigen Aufsichtsrat sein. Ob sich Koren den Job an der Spitze der Staatsholding antut, ist freilich fraglich. Der Banker hat mit der ÖVAG genug Probleme am Hals. Koren sitzt auch im Aufsichtsrat der Wiener Stadtwerke und der Lotterien. Bei der Abstimmung über den Syndikatsvertrag zwischen ÖIAG und America Movil für die Telekom Austria enthielt er sich der Stimme.
Am Montag treffen einander die zehn ÖIAG-Kapitalvertreter, um die Short-List für die Nachbesetzung von drei Mandaten zu diskutieren und abzustimmen. Jeder Aufsichtsrat kann drei Kandidaten nennen. Mitterbauer hatte in den letzten Wochen sondiert, welche der Kandidaten tatsächlich zur Verfügung stehen.

Wolf wird übrigens mit 1. Juli in den Aufsichtsrat des deutschen Autozulieferers Schaeffler einziehen und dort den früheren Metro-Chef Eckhard Cordes ersetzen. Maria Elisabeth Schaeffler wiederum saß bis März im Aufsichtsrat der ÖIAG. Man kennt einander also.

Im Moment jedenfalls sei es "das geringste Übel, wenn in der ÖIAG alles so bleibt wie es ist", meint Muhm. Seine Vorstellung von einer ÖIAG neu: Eine starke Staatsholding, die Anteile an wichtigen österreichischen Großunternehmen absichert.
Der Telekom-Deal mit America Movil ist zwar gelaufen, doch die AK brachte eine Anzeige bei der Finanzmarktaufsicht ein. Mit der Begründung, dass Melde- und Veröffentlichungspflichten nicht eingehalten wurden. Muhm fordert Nachschärfungen im Aktienrecht. Aufsichtsräte sollen Unterlagen mindestens sieben Tage vorher erhalten und Arbeitnehmer-Vertreter nicht durch Syndikatsversammlungen überdribbelt werden.
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