"Auch unter Flüchtlingen gibt es hoch Qualifizierte"

Infineon-Chefin Sabine Herlitschka kritisiert Schranken für ausländische Arbeitskräfte.
Der Halbleiterkonzern will mehr Fachkräfte aus dem Ausland holen und fordert eine Lockerung der Zugangsregeln.

Mit der neuen Pilotfabrik "Industrie 4.0" schafft Infineon in den nächsten Jahren 200 zusätzliche Hightech-Arbeitsplätze in Kärnten. "Wir bauen Stellen auf und nicht ab", bekennt sich Infineon-Österreich-Vorstandschefin Sabine Herlitschka zum Produktions- und Forschungsstandort in Villach mit rund 2500 Beschäftigten.

Was ihr zunehmend Sorgen macht, ist die Personalsuche. Es sei nicht möglich, alle benötigten, höheren Qualifikationen im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich in Österreich zu finden. Um "die besten Köpfe" für die Forschung und Entwicklung zu bekommen, rekrutiert Infineon daher sein Personal längst international. 22 Prozent der Belegschaft in Österreich kommt aus dem Ausland, das Unternehmen betreibt inzwischen selbst einen internationalen Kindergarten nahe des Standortes in Villach. "Unsere Mitarbeiter kommen aus 60 Ländern", so Herlitschka.

Qualifizierter Zuzug

Um leichter Personal aus Ländern außerhalb der EU anwerben zu können, fordert Herlitschka eine Lockerung der Zugangsschranken und ein Umdenken in der Flüchtlingspolitik. "Auch unter den Flüchtlingen gibt es hoch Qualifizierte, ich denke da etwa an Syrien." Die Infineon-Chefin kann sich vorstellen, dass Asylwerber mit guten Chancen auf Anerkennung als Flüchtling rascher eine Arbeit aufnehmen dürfen. Inwieweit Infineon dieser Forderung entgegenkommen kann – etwa mit zusätzlichen Deutsch-Kursen – wolle man sich genau anschauen.

Schon bei den zuständigen Ministerien deponiert ist der Wunsch nach einer Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte für Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern. "Wir brauchen sowohl eine Erleichterung für Bachelor-Absolventen als auch eine bessere Anrechnung von im Ausland erworbenen Qualifikationen", meint Herlitschka. Unverständlich sei auch, dass nur 17 Prozent der ausländischen Studierenden nach ihrem Abschluss auch in Österreich blieben. "Es fehlt eine echte Willkommenskultur für qualifizierte Zuwanderer". Im globalen Wettbewerb könne ein Unternehmen nur mit den besten Köpfen punkten.

Von den insgesamt 3300 Mitarbeitern bei Infineon Austria arbeiten 1200 in der Forschung und Entwicklung. Die Akademikerquote ist von 30 Prozent vor zehn Jahren auf nunmehr 50 Prozent gestiegen. Bei den Neueinstellungen beträgt sie 70 Prozent.

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