AUA-Piloten: Sparpaket ist noch am Boden

AUA-Piloten: Sparpaket ist noch am Boden
Lieferanten und Flughafen lassen die Hosen hinunter. Den Piloten wird eine Nachfrist gesetzt, die Politik ist säumig.

Die AUA-Mutter Lufthansa hatte bei der gestrigen Aufsichtsratssitzung der schwer defizitären Tochter mit einem fertigen Sparpaket gerechnet. AUA- Aufsichtsratschef und Lufthansa-Vorstand Stefan Lauer will sich jetzt aber doch noch zwei Wochen gedulden.

Jeden Euro in der Verwaltung habe man in den vergangenen sechs Wochen umgedreht, beteuerte der neue AUA-Chef Jaan Albrecht nach der hitzigen Sitzung. Um mehr als 100 Millionen Euro an Kostensenkungen und 60 Millionen an Mehrerlösen zu finden. "Das reicht aber noch nicht, um die AUA nachhaltig in die schwarzen Zahlen zu fliegen." Er wolle die Frist bis zum Sonder-Aufsichtsrat am 13. März nutzen, "um Lücken zu schließen".

Härtester Brocken ist der von Albrecht angestrengte neue Kollektivvertrag für die knapp 580 AUA-Piloten und rund 1500 Flugbegleiter. Zwar hatten Vorstand und Betriebsrat-Bord in den vergangenen Tagen emsig verhandelt, doch zuletzt spießte es sich bei den Pensionsregelungen.

Ein Arbeitskonflikt ist nach wie vor kein Thema. "Wir lassen uns nicht provozieren und in einen Streik hineintreiben", betont Bord-Betriebsratschef Karl Minhard. Man sei verhandlungsbereit, habe diesen Eindruck jedoch nicht vom Vorstand. Sollte nur die Hälfte jener Mitarbeiter von Bord gehen, die hohe Abfertigungsansprüche haben, würden 15 bis 20 Flugzeuge still stehen. Die AUA hat wie berichtet den Kollektivvertrag gekündigt und mit einer Übertragung des Flugbetriebs in die kostengünstigere Regionaltochter Tyrolean gedroht.

Flughafen

Erfolgreicher verliefen die Gespräche mit den neuen Flughafen-Vorständen Günther Ofner und Julian Jäger. Der Airport, an den die AUA jährlich rund 200 Millionen Euro abliefert, wird bei den Gebühren kräftige Incentives für Transfer und Langstrecke geben. In Summe wird Wien deutlich billiger als die Lufthansa-Konkurrenz-Airports Frankfurt, München und Zürich. Die mit Jahresende auslaufenden Handling-Verträge für die Dienstleistungen am Vorfeld werden neu und günstiger verhandelt.

Albrecht bedauerte, dass sich die Flugsicherung Austro Control bei den Gebühren noch nicht bewegt hat. Die Signale aus der Politik seien zwar positiv, aber bis dato nicht konkret. Wenigstens wird die umstrittene Ticketsteuer leicht reduziert. Die Abgabe brachte dem Staat 2011 für 80 statt geplanter 60 Millionen Euro.

Der Aufsichtsrat beschloss die Erneuerung der Mittelstreckenflotte – unter der Voraussetzung, dass das Sparpaket abhebt.

Catering: Bordmenu per Internet oder am Gate ordern

Die AUA-Passagiere können demnächst auch in der Economy-Klasse auf der Kurz- und Mittelstrecke Bordmenus in Business-Qualität schmausen. Allerdings gegen Entgelt. Mit dem Gourmetkonzern DO&CO wurde ein neues Verpflegungskonzept ausverhandelt.

Abgeschaut hat man beim Billig-Konkurrenten NIKI/Air Berlin. Die Passagiere können ihr Menu vorher im Internet bestellen und bezahlen. Fluggäste, die kurzfristiger entscheiden wollen, worauf sie Appetit haben, können ihr Essen noch vor dem Abflug ordern. Diese Variante funktioniert bereits bei JetBlue, einer Tochter der Lufthansa in den USA. AUA-Chef Albrecht verspricht jedenfalls „hochqualitative Mahlzeiten“. Wer nichts zusätzlich bezahlen will, der wird in der Economy weiterhin kostenlos mit kleinen Snacks verköstigt.

DO&CO-Chef Attila Dogudan lässt im Rahmen des Sparpakets vom derzeitigen Jahresumsatz (60 Millionen Euro) einen zweistelligen Millionenbetrag nach. Dafür wird der Vertrag mit der AUA vorzeitig auf weitere vier Jahre verlängert.

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