AUA lockt mit Friedensangebot

Für die Piloten und Flugbegleiter soll die Reise von der Billig-Tochter Tyrolean wieder zurück zur AUA als Arbeitgeberin gehen.
Vorstand bietet im Streit um Kollektivvertrag Generalvergleich an - Betriebsrat lehnt Zeitdruck ab.

AUA-Chef Jaan Albrecht gibt zu, dass er den Stolz der Mitarbeiter, bei der rot-weiß-roten Airline zu arbeiten, "unterschätzt" habe. Als er vor zwei Jahren den Kollektivvertrag für die AUA-Piloten und -Flugbegleiter kündigte und den Betriebsübergang auf die kostengünstigere AUA-Tochter Tyrolean durchzog.

Man wolle "Frieden im Hause AUA, Rechtssicherheit und die Entscheidung nicht Richtern in Straßburg überlassen", rudert Albrecht nun zurück. Nachdem zehn Monate lang ergebnislos mit dem Betriebsrat Bord über einen neuen Kollektivvertrag verhandelt wurde, legte Albrecht am Montag der Belegschaft ein neues Angebot vor.

Der Betriebsübergang wird zurückgenommen. Alle 3100 fliegenden Mitarbeiter sollen künftig bei der AUA beschäftigt sein, die Regionalflugtochter wird in die Muttergesellschaft hineinfusioniert. Was bedeutet, dass Tyrolean von der Bildfläche verschwindet. Gegenüber den Kunden tritt die AUA dann nur noch mit einer Marke auf. "Flown by Austrian, operated by Austrian", erklärt Tyrolean-Chef Klaus Froese.

Die Eckpunkte des Angebots sind flexiblere Flugzeitenregelungen, ein neues Karrieremodell samt Gehaltstabelle, eine Erfolgsbeteiligung am Unternehmensgewinn sowie Änderungen beim Pensionskassen-Modell. Den rund 980 Mitarbeitern, die noch im leistungsorientierten Betriebs- pensionssystem sind (fixe Pensionszusage, die bis zu 60 Prozent zwischen ASVG-Pension und Letztgehalt abdeckt), wird eine Abschlagszahlung von 15.000 Euro für Flugbegleiter und bis zu 305.000 Euro für Kapitäne angeboten. Die Arbeitszeiten würden flexibler gestaltet und sich um fünf Prozent erhöhen.

Um wie viel dieser neue KV gegenüber der Tyrolean-Regelung mehr kostet, wollte Albrecht nicht beziffern. Allein die Abschlagszahlungen für die Pensionen würden sich auf einen "hohen zweistelligen Millionenbetrag" summieren.

Milliarden-Investition

Dafür erwartet Albrecht, dass Belegschaft und Gewerkschaft alle laufenden Klagen zurückziehen. Der "Generalvergleich", der am Dienstag dem Vorstand der Konzernmutter Lufthansa präsentiert wird, sei die Voraussetzung für die Investitionen in die Erneuerung der Flotte. Rund eine Milliarde Euro muss für den Ersatz der 21 Fokker-Flugzeuge locker gemacht werden. Diese Investition würde die Lufthansa, argumentiert Albrecht, nur bei Rechtssicherheit unterstützen. Bereits bis 31. Mai hoffen Albrecht und Froese auf ein Verhandlungsergebnis mit dem Betriebsrat.

Ein wichtiger, anstehender Termin beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg dürfte die Gesprächsbereitschaft des AUA-Managements beschleunigt haben. Am 3. Juni wird der Generalanwalt seinen Antrag in Sachen Betriebsübergang stellen. Die Höchstrichter halten sich mit ihren Urteilen meist an dessen Empfehlung.

Für Bord-Betriebsratschef Karl Minhard ist das Angebot ein Eingeständnis, "dass der Betriebsübergang ein Bauchfleck war". Hätte der Vorstand damals weiterverhandelt, hätten "wir ein besseres Ergebnis erreicht". Rund acht Millionen Euro, kritisiert Minhard, habe die AUA wegen des Betriebsübergangs bereits für Rechtsanwälte und Berater ausgegeben. Minhard will "vernünftige Verhandlungen" und sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen. Noch kenne man die Details nicht, doch der neue Vorschlag sehe maximal 1000 Flugstunden im Jahr vor. Die EU erlaube aber nur 900.

Der oberste Bord-Betriebsrat will einen Generalvergleich nicht ausschießen, betont aber, dass einen solchen jeder Mitarbeiter unterschreiben müsse. Nicht ganz glauben will Minhard, dass dieses Agreement die Voraussetzung für die Milliarden-Investition sei: "Da hält man uns die Karotte hin, die Investitionen kommen nicht von der Lufthansa, die müssen wir uns selbst verdienen."

Die Gewerkschaft vida spricht von "ersten Eckpfeilern als Basis für weitere Verhandlungen".

Kollektivvertrag

Vor zwei Jahren kündigte der AUA-Vorstand den Kollektivvertrag (KV) für die Bord-Mitarbeiter. Das sorgte für Aufsehen, KV-Kündigungen haben in Österreich Seltenheitswert. Alle Mitarbeiter und der gesamte Flugbetrieb wurden zwangsweise in die wesentlich kostengünstigere Regionalflug-Tochter Tyrolean verfrachtet. Die AUA stand damals wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand und musste jährlich mehr als 200 Millionen Euro einsparen. Im Vorjahr flog die Lufthansa-Tochter erstmals seit sechs Jahren wieder operativ einen Gewinn von 25 Millionen Euro ein. Die noch anhängigen Gerichtsverfahren gegen den Betriebsübergang könnten die Sanierung aber gefährden.

AUA lockt mit Friedensangebot
Austrian Airlines
Operndiva Anna Netrebko (Bild) und Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer sind seit kurzem die beiden neuen Testimonials der AUA. Im Werbefilm ist Netrebko, die in Socken und Freizeitkleidung im Flugzeug herumläuft, noch gut erkennbar. Weniger jedoch auf den Plakaten. Auch der Wiedererkennungswert von Mayer ist eher gering.

Die AUA sieht’s nicht so. Man habe sehr positive Reaktionen der Kunden auf beide Werbestars, betont Sprecher Peter Thier. Netrebko sei in Österreich, Osteuropa und vor allem in Russland ein etablierter und gefeierter Star, was sich regional gut mit dem Streckennetz decke. Mit Mayer habe man einen jungen, sympathischen Sportler ausgewählt, der alle überrascht habe. „Die Idee war, Kultur, Internationalität, Sport und Österreich miteinander zu verbinden“, argumentiert Thier.

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