Atomstrom: Grenzen bleiben offen

Atomstrom: Grenzen bleiben offen
Elf Prozent des heimischen Strombedarfs werden mit Ökostrom abgedeckt, Tendenz steigend. Die Kostenbelastung wird bis 2015 von 36 auf 53 Euro pro Haushalt zunehmen.

Wegen der geringen Wasserführung der heimischen Flüsse verringerte sich im Vorjahr die Strom-Erzeugung aus Wasserkraft deutlich. Da der Verbrauch aber nicht zurückging, musste mehr Strom importiert werden. Auch heuer glühten wegen der geringen Niederschläge die grenzüberschreitenden Leitungen heftig – der KURIER berichtete. Somit fließt natürlich auch eine erkleckliche Menge Atomstrom über die Grenzen, insgesamt wurden den Österreichern 2010 laut E-Control rein rechnerisch vier Prozent Atomstrom geliefert.

Ein Umstand, der auch die heimischen Umweltorganisationen zum Glühen bringt. Im Juli lud Bundeskanzler Werner Faymann deshalb zu einem "Atomstromgipfel", der nun Mitte Jänner in die zweite Runde geht. Die Forderung der NGOs: Österreich soll ein Atomstrom-Importverbot durchsetzen.

Dem erteilte Energieminister Reinhold Mitterlehner am Montag bei der Präsentation des Ökostromberichts aber eine klare Absage. Er griff damit dem Ergebnis zweier Gutachten vor, die er zu diesem Thema beim Verfassungsdienst und bei der EU-Kommission in Auftrag gegeben hat. "Es wird keine Vorreiterrolle von Österreich geben" , so Mitterlehner. Für einen Alleingang sei der heimische Markt zu klein, man würde nur auf hohen Kosten sitzen bleiben. Das Thema könne allenfalls gemeinsam mit Deutschland bearbeitet werden, dort müsse sich zuerst eine entsprechende Dynamik entwickeln.

Der Energieminister setzt vielmehr darauf, dass Österreich durch das heuer novellierte Ökostromgesetz bis 2014 wieder zum Netto-Stromexporteur wird, also per Saldo mehr Strom im Inland erzeugt als verbraucht. Natürlich würde dann nach wie vor die eine oder andere Kilowattstunde Atomstrom nach Österreich fließen – man könne ja die Leitungen nicht einfach kappen –, aber weniger als zuvor.

Mehr Grünstrom

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Bei der Erzeugung von Strom aus Erneuerbarer Energie sei Österreich bereits jetzt Europameister: 2010 lag der Grünstrom-Anteil am heimischen Verbrauch bei 79,3 Prozent. Auf die nicht geförderte Großwasserkraft entfallen mehr als 65 Prozent. Der Anteil des subventionierten Ökostroms stieg um einen Prozentpunkt auf 10,7 Prozent, bis 2015 sollen es fast 18 Prozent sein.

Dadurch klettern auch die Kosten weiter (die Ökostromförderung wird von Privaten und der Industrie finanziert, Anm.). Derzeit zahlt ein durchschnittlicher Haushalt 36 Euro pro Jahr, in fünf Jahren werden es laut Mitterlehner 53 Euro sein. Deutlich weniger als in Deutschland, wo Konsumenten heuer laut E-Control-Vorstand Martin Graf durchschnittlich 120 Euro berappen müssen. Die 53 Euro werden aber "der Peak" sein (Mitterlehner), da ab 2015 die ersten Ökostromanlagen aus der Förderung herausfallen (die Ökostromförderung begann 2002; je nach Modell bekommen Anlagen für 13, 15 oder 20 Jahre fixe Einspeisetarife, Anm.).

Jeweils ein Drittel des eingespeisten Ökostroms stammte 2010 aus Windkraft und Biomasse, ein Fünftel aus Kleinwasserkraft, auf Fotovoltaik entfiel nur ein halbes Prozent.

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