WAZ: Eigentümer wollen "Krone" behalten
Mit einem spektakulären Millionen-Geschäft hat die WAZ-Mediengruppe ihre Eigentümerverhältnisse neu geordnet: Die drei Erben des Mitbegründers Erich Brost haben ihren 50-Prozent-Anteil an Petra Grotkamp verkauft. Die Tochter des zweiten Firmengründers Jakob Funke hält damit durchgerechnet 66,6 Prozent. Die WAZ Mediengruppe soll nach dem Willen von Petra Grotkamp langfristig ein Familienunternehmen bleiben. Weder sei die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft geplant noch werde es weiteren Personalabbau in der Redaktion wie in der Vergangenheit geben.
Für die Beteiligungen in Österreich, wo die WAZ 50 Prozent an der Kronen Zeitung und 49,4 Prozent am KURIER hält, dürfte die neue Eigentümerstruktur vorerst keine Auswirkungen haben. Ein Sprecher der WAZ: "Es gibt keinerlei Pläne, `Krone` oder `Kurier` zu verkaufen." Günther Grotkamp, der Eheman von Petra Grotkamp und ehemaliger Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe hatte am Dienstag im Interview mit der hauseigenen "WAZ" erklärt, die Frage nach einem Verkauf der "Kronen Zeitung" "stellt sich uns nicht". "Wir sind mit unserer Beteiligung an der `Krone` sehr zufrieden. Die `Krone` ist eine der weltweit stärksten Zeitungsmarken überhaupt", so Grotkamp.
Harte Auseinandersetzungen
Die WAZ-Mediengruppe mit 40 Zeitungen und mehr als 100 Zeitschriften erwirtschaftete 2011 mit etwa 15.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 1,1 Milliarden Euro, 2010 waren es noch 1,2 Milliarden Euro Umsatz. Nach deutlichem Personalabbau soll das Betriebsergebnis 2011 wieder im dreistelligen Millionenbereich liegen.
Durch die Neuordnung der Eigentümerstrukturen werde viel Konfliktstoff entschärft und die Zusammenarbeit zwischen den Gesellschaftern deutlich verbessert, sagte Günther Grotkamp in dem Interview. In der Vergangenheit hatte es harte Auseinandersetzungen zwischen Gesellschaftern, zum Teil vor Gericht, gegeben. Günther Grotkamp kündigte einen Ausbau des Digital-Geschäfts an. Das Online-Angebot werde künftig eine größere Bedeutung bekommen. Dabei stünden aber Angebote mit Medienbezug im Vordergrund, sagte Grotkamp.
Der Testamentsvollstrecker der Brost-Erben, Peter Heinemann, hatte dem Geschäft nach gründlicher Prüfung zugestimmt. Zum Kaufpreis gab es keine Angaben. Er soll laut Branchenkreisen bei etwa 500 Millionen Euro liegen. Bodo Hombach, der für die Brost-Seite zehn Jahre lang WAZ-Geschäftsführer war, scheidet mit dem Abschluss aus dieser Position aus. Geschäftsführer der Funke-Seite ist der 2008 vom Springer-Verlag nach Essen gekommene Christian Nienhaus.
Der Sozialdemokrat Erich Brost und der Konservative Jakob Funke hatten 1948 die Westdeutsche Allgemeine Zeitung mit einer Lizenz der britischen Militärregierung gegründet. Aus ihr entstand einer der größten regionalen Zeitungsverlage Europas.
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