Vom Bullen zu den Kieberern

"CopStories", "Bahöh." Ein ganz gewöhnlicher Tag in der Ottakringer Polizeiinspektion Kreitnergasse: Ein Streit unter Nachbarn muss geschlichtet werden, Anzeigen aufgenommen und in einem kuriosen Fall von Erregung öffentlichen Ärgernisses eingeschritten werden. Doch dann geraten die Ereignisse völlig aus dem Ruder. Der Nachbarschaftskonflikt eskaliert, es kommt zum Tumult, ein Mann stirbt - und ausgerechnet der junge uniformierte Inspektor Sylvester Thaler soll schuld daran gewesen sein. Zugleich kommt Kripobeamter Altan Uslu dahinter, dass sein junger Bruder Efe sein Dönerlokal neuerdings als Drogenbunker zur Verfügung stellt. Und all das am ersten Arbeitstag von Oberst Andreas Bergfeld, der die Nachfolge des pensionierten Kripochefs antritt.Im Bild (v.li.): Proschat Madani (Selma Kumran-Effenberg), Holger Schober (Abteilungsinspektor Roman Mohácsi), Fahri Yardim (Abteilungsinspektor Altan Uslu), Serge Falck (Chefinspektor Lukas Moosburger). SENDUNG: ORF eins - DI - 05.03.2013 - 20:15 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Petro Domenigg. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
Proschat Madani ist ab Dienstag (5. März) in der Serie "Cop Stories" auf ORFeins zu sehen. Die eindrucksvolle Künstlerin im Gespräch mit kurier.tv

Vor Kurzem war sie im ORF-"Tatort" "Zwischen den Fronten" zu sehen, montags ist sie in "Der letzte Bulle" (SAT.1) auf dem Schirm und ab Dienstag (5. März) kämpft sie in der neuen österreichischen Serie "CopStories" (ORFeins, 20.15 und 21.05 Uhr) als Integrations-Bezirksrätin Selma Kumran-Effenberg in Wien-Ottakring für die Rechte der Eingewanderten – und zuweilen auch gegen die Polizei.

kurier.tv: Frau Madani, Sie haben soeben die fertig geschnittenen "CopStories" gesehen, welchen Eindruck haben Sie?

PROSCHAT MADANI: Sehr aus dem Leben gegriffen, authentisch, die Thematik wird von allen möglichen Seiten beleuchtet. Und die Serie ist nicht nur politisch korrekt, was doch langweilig wäre.

Was hat Ihnen sofort an Ihrer Rolle der politisch ehrgeizigen Bezirksrätin gefallen?
Was ich an dieser Figur mag ist, dass sie frech ist und doch auch eine weiche Seite hat.

Halten Sie ihre militante Art denn für sympathisch?
Eine Figur wird für mich erst dann interessant, wenn es auch Brüche gibt. Und das ist bei Selma der Fall.

Am Anfang der Serie wirkt sie ja nicht gerade feminin ...
Wenn man sich als Frau durchsetzen möchte, ist es – glaube ich – immer noch so, dass man sich vermännlichen muss.

Von Yasu Öcal bis zu Rima Lagou konnte man Sie oft in einer Rolle als Türkin, Inderin oder einer anderen Migrantin erleben. Bedient das Casting da nicht allzu sehr ein Klischee?
Ich kann schon verstehen, dass ich mit meinem Aussehen gerne als Ausländerin besetzt werde, allerdings geht das auch an der Realität vorbei. Ich lebe in Berlin, und da wird ganz deutlich, wie viele Deutsche alles andere als klassisch deutsch aussehen.

Zum Glück kennen wir Sie auch als Tanja Haffner in der Serie "Der letzte Bulle".
Ja, langsam ändern sich doch die Gewohnheiten, und man muss nicht mehr unbedingt erklären, warum jemand mit ausländischem Aussehen einen deutschen Namen trägt.

Apropos "Namen": Hat Ihr Vorname in der persischen Kultur eine spezielle Bedeutung?
Den hat seinerzeit meine Großmutter erfunden und meiner Mutter eingeredet, mich so zu nennen. Meine Großmutter hat behauptet, dass es im altpersischen Reich eine Königin namens Proschat gegeben hat. Aber wahrscheinlich hat das die Großmutter erfunden – ich kenne außer mir selbst keine Frau mit diesem Namen.

Sie spielen in "CopStories" eine Integrationsbeauftragte. Sie selbst sind als Zweijährige von Persien nach Kalifornien übersiedelt, dann in Österreich aufgewachsen und leben jetzt in Deutschland. Können Sie sich da irgendwo richtig daheim fühlen?
Egal, wie sehr man auch integriert sein mag, man ist immer Migrant. In Österreich fällt mein Aussehen als ausländisch auf, in Deutschland hält man mich wegen meiner Sprache für eine Österreicherin. Egal, wo ich bin, ich bin immer ein Fremdkörper. Und so werde ich immer Proschat Madani mit Migrationshintergrund bleiben. Wobei aber das Fremdsein an sich nicht unbedingt als Problem erlebt werden muss. Denn es kommt auf die Bewertung des Fremdseins an.

Sie haben ein Buch über Ihre Erfahrungen als Migrantin verfasst, wann wird es erscheinen?
Das Buch trägt den Titel "Suche Heimat, biete Verwirrung" und wird am 22. April im Südwest Verlag erscheinen.

Am Dienstag landet diese wienerische Adaption des niederländischen Originals "Van Speijk" mit einer Doppelfolge in ORFeins (20.15 und 21.05 Uhr). Weshalb der englische Titel? ORF-Fernsehfilmchef Heinrich Mis rechtfertigt ihn auf bewährt humoristische Weise: "CopStories" sei in ganz Österreich verständlich – im Gegensatz zu Titeln wie "Kieberer" (Wienerisch: Polizist) oder etwa "Koppstraße" (eine Straße in Ottakring, dem 16. Wiener Gemeindebezirk).

Migrations-Problematik

In Ottakring befindet sich auch das numerisch und von der Typologie der "Kieberer" her gut besetzte (Film-)Polizeikommissariat, Start und Endpunkt einer Vielfalt von mehr oder weniger glaubwürdigen, aber durchwegs spannenden Einsätzen. Im Mittelpunkt der bisher zehn gedrehten Folgen steht die Migrations-Problematik, die Ottakring zuweilen zum Hexenkessel werden lässt. Bei der Drama-Serie, die dienstags auf Sendung geht, führen alternierend Paul Harather, Christopher Schier und Barbara Eder Regie. In den Hauptrollen zu sehen: Johannes Zeiler, Martin Zauner, Fahri Yardim, Proschat Madani, Serge Falck, Claudia Kottal, Kristina Bangert, Holger Schober, David Miesmer, Martin Leutgeb und viele andere.

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