Versandapotheke Vamida.at nimmt Betrieb auf

Das Vamida.at-Team: Tomas Martinkovic, Veronika Selnekovicová, Lukas Steiner und Johanna Sätzler mit Gründer und CEO Martin Wallner. (c: vamida.at)
atDocMorris und dessen wechselvolle Geschichte kennt man noch aus der grauen Vorzeit des Internet-Versands von pharmazeutischen Erzeugnissen. Vamida.at tritt nun in Österreich in die Fusstapfen dieses archetypischen Apotheken-Versands, der das EU-Grundprinzip des freien Warenverkehrs auf eine Probe stellte. Und sich dabei postwendend herausstellte, dass es mit dem freien Warenverkehr in der EU nicht so weit her ist, wie in Brüssel immer gerne behauptet wurde. Auf diesem Hintergrund muss auch Vamida.at sein Geschäftsmodell aufbauen. Denn österreichischen Apotheken ist der Versand von Arzneimitteln untersagt.

Auf Druck der EU wurde das Arzneiwaren-Einfuhrgesetzt geändert, nachdem der Arzneimittel-Versand in Österreich jahrelang verboten war. Das angesprochene Gesetz regelt nun, dass "der Versand von in Österreich zugelassenen, rezeptfreien Arzneimitteln nach Österreich durch eine in einem Markt des europäischen Wirtschaftsraum zugelassene Apotheke erlaubt ist".

Und diese Rahmenbedinungen sind die Geschäftsgrundlage des Start-ups Vamida.at. Das Unternehmen arbeitet mit einer, wie Gründer und CEO Martin Wallner erklärt, "betriebseigenen, behördlich legitimierten 'Apotheke zur Post' und erfahrenen Pharmazeuten in Brünn in der Tschechischen Republik". Diese erfordere die derzeitige Gesetzeslage.

Das Management, das Marketing, der Kundendienst und die Administration erfolgt von Wien aus. Ebenso der Betrieb der Handelsplattform. Die Logistik nach Österreich, erklärt Wallner, werde mit der Österreichischen Post abgewickelt.

Vamida.at zeichne sich durch "Schnelligkeit und Sicherheit" ab, erklärt der Gründer. Die Bestellungen werden in den Nachtstunden logistisch transferiert und sind in der Regel am nächsten Tag bei den Kunden verspricht Wallner. Und unter Sicherheit versteht er, die Qualität der "über 1.000 rezeptfrei zugelassenen Arznei- und Naturheilmittel, Kosmetika und Drogerie-Artikel", die, so Wallner weiter, "zu hundert Prozent von österreichischen Großhändlern stammen und sich qualitativ durch nichts von den Produkten einer stationären, österreichischen Apotheke unterscheiden". Abgesehen davon sind die angebotenen Produkte, so Wallner weiter, "billiger, einfacher und diskreter". Vamida.at nimmt für sich in Anspruch, Preise um "bis zu 40 Prozent" unter den Niveaus stationärer Apotheken anzubieten. Preisaggressivität ist klarerweise ein Wesensmerkmal im Online-Versand.

Vamida.at wurde Anfang 2012 gegründet und ist das Akronym aus der Phrase VersandApotheke MIt DrogerieArtikeln. Im September ging das Start-up mit dem Marktplatz in eine Beta-Phase. Dieser zehnwöchige Probelauf ist nun abgeschlossen. Vamida.at wird nun dem Markt und seinen Kräften, natürlich nicht steuerlos, überlassen.

Das Start-up wird großteils von PP Investments und Inari Investments, eine Beteiligungsunternehmung des Österreichers Fred Kranich, finanziert.

Noch ein Wort zur gesetzlichen Grundlage für Versand-Apotheken. Während deutsche und holländische Versand-Apotheken auf Basis der eingangs beschriebenen Rahmenbedingungen Arzneimittel, Drogerie-Artikel und Naturheilmittel in Österreich verkaufen dürfen und hier ein staatlich sanktionierter Wertschöpfungsabfluss produziert wird, sind bis Ende 2013 österreichische Anbieter vom eigenen Gesetzgeber "diskriminiert". Eine Diskriminierung zum Schutz der stationären Apotheken vor preisaggressivem Wettbewerb. Diese "Inländer-Diskriminierung" läuft 2013 aus. Ab 2014 dürfen auch österreichische Apotheken Arzneimittel versenden.

Und dann könnte Vamida.at prinzipiell nach Österreich rückübersiedeln.

atmedia.at

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