Stefan Raab: Was der Abgang für das Fernsehen bedeutet

Stefan Raab: Was der Abgang für das Fernsehen bedeutet
Raab war nicht nur das Zugpferd für ProSieben, sondern für die gesamte TV-Landschaft.

Aus. Ende. Vorbei. ProSieben und die restliche deutsche Fernsehwelt muss in Zukunft ohne Stefan Raab auskommen. Der mag nicht mehr. Einen Grund dafür nannte er nicht. Den braucht er auch nicht. Angekündigt hat er das übrigens schon in den 90er-Jahren. Damals sagte er gegenüber „SpiegelTV“: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mit 50 noch Fernsehen mache.“ Er wird in diesem Jahr 49. Es wird also Zeit die „Fernsehschuhe an den Nagel zu hängen“, wie Raab es ausdrückt.

Nach 22 Jahren im Geschäft. Nach Viva und ProSieben. Nach „Vivavision“, „TV total“, „Schlag den Raab“, „Wok-WM“, „TV total Turmspringen“, „SSDSDSSWEMUGABRTLAD“ und, und, und.

Keiner prägte die deutsche TV-Landschaft in den letzten Jahren so wie der gelernte Fleischhauer mit der großen Klappe und seinen kreativen Ideen. Sein Abgang wird ein Loch hinterlassen.

Das zeichnete sich bereits am Morgen nach dem Abschied ab. Der Aktienkurs von ProSieben fiel, Twitter wurde mit #StefanRaab-Meldungen überflutet. TV-Kollege Simon Gosejohann brachte es auf den Punkt und schrieb: „Bisschen Sorge, dass #Raab das ganze TV abschaltet.“ Das wird sicher nicht geschehen, aber es stellt sich die Frage, was bleibt? Der streitbare Raab sorgte nicht nur bei ProSieben für Quotenrekorde, sondern schaffte auch etwas, was viele nach der Gottschalks „Wetten, dass..?“ für unmöglich hielten: Funktionierende Samstagabendshows. Die bei Stefan Raab schon mal länger dauern durften. Die Zuseher blieben hängen und hielten ihm die Treue.

Twitter: So reagiert das Netz auf den "Abschied total"

Zugegeben, der Biss ging ihm ein wenig verloren. Wurde „TV total“ in den ersten Jahren noch mit Preisen (unter anderem der KURIER-Romy) überhäuft, verkam es zu einer „Dienst nach Vorschrift“-Sendung. Der brachiale Humor, die frischen Ideen, wichen dem Tagesgeschäft. Die Quoten sanken, die Kritik häufte sich. Vielleicht ist das der Grund für Raabs Abgang.

Die besten (bösesten) Sprüche

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"Bei Pamela Anderson ist entweder das Vakuum aus dem Hirn in den Magen gerutscht oder sie pumpt sich die Luft aus dem Bauch hoch!"
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"Das Buch von Dieter Bohlen wurde gestoppt. Das hat natürlich auch einen Nachteil: Jetzt kann er sich wieder voll auf die Musik konzentrieren."
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"Neun Prozent haben das Dumm-Gen, da bin ich aber froh, dass ich zu den anderen 71 Prozent gehöre."
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"Beim deutschen Fernsehpreis war alles da, was Rang und Namen hat... und Carsten Spengemann."
 
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"Barbie wird 45... oder wie Frauen sagen: 29."
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WOK-WM: "Manche Promis hatten so viel Angst, dass sie nachher bei der Urin-Probe den vollen Wok abgeben haben."
 
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"Wenn Deutschland jeden Monat eine Milliarde Euro seiner Schulden zurückzahlt, 'dann wären wir bereits im Jahr 2184 schuldenfrei'."
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"Ich war heute früh beim Arzt und der hat gesagt: Im Prinzip klinisch tot, aber für ProSieben reicht's noch."
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"Jeanette Biedermann wird bei ihren Shows mit Teddys beworfen: Wer dreimal trifft, darf früher gehen!"
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"Die Bild-Zeitung gibt es jetzt auch in Polen. Das Design der deutschen Bild-Zeitung wurde eins zu eins übernommen, das heißt es wäre das erste Produkt, das ohne Umlackierung nach Polen kommt."
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"Bier macht doch nicht dick! Interessant auch für die Frauen: Bier holen macht sogar schlank."
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"Wahrscheinlich kommt Daniel Küblböck zur Luftwaffe - dann könnte man ihn singend über Krisengebieten abwerfen."
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"Die deutsche Bevölkerung schrumpft dramatisch. Das erschreckendste Beispiel kennen wir alle: Peter Maffay!"
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"Günther Jauch macht eine neue Show, die vier Tage dauert. Schauen Sie mal eine Sendung von Reinhold Beckmann, die 60 Minuten dauert, aber einem vorkommt wie vier Tage. So muss man sich das dann vorstellen."
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"Die Türken sind eine sehr patriarchalische Gesellschaft, ich kann mir nicht vorstellen, dass da ein Vater sagt: Hurra, mein Sohn wird Bauchtänzerin"

Was bleibt?

Dennoch war Stefan Raab das Zugpferd von ProSieben. Was bleibt dem Sender noch? Joko und Klaas, Heidis Models und die nächste Wiederholung von „How I Met Your Mother“, den „Simpsons“ und „Big Bang Theory“. Nicht mehr viel also.

Aber nicht nur der Privatsender verliert, sondern die ganze TV-Landschaft. Raab war einer der letzten großen Fernsehentertainer. Thomas Gottschalk ist weg, Harald Schmidt auch, Günther Jauch so gut wie. Einen entsprechenden Ersatz zu finden, ist fast unmöglich.

Nachfolger

Stefan Raab: Was der Abgang für das Fernsehen bedeutet
Jemand der zumindest ähnlich kompromisslos, humorvoll und voller guter Ideen steckt wie Raab istJan Böhmermann. Der 34-jährige ist zurzeit beimZDF engagiert und macht mit seinem „Neo Magazin“ das, was Raab früher machte: Er unterhält die Zuschauer auf eine intelligente, teils subtile, teils brachiale Art. Anders als die älteren Fernsehunterhalter, spielt Böhmermann auch mit dem Internet. Er ist damit aufgewachsen, weiß es für sich zu nutzen und kennt die Wirkung.

ProSieben wäre gut beraten, wenn sie die Fühler nach dem Bremer ausstrecken würden. Er alleine wird das deutsche Fernsehen nicht retten können, dafür ist seine Breitenwirkung (noch) zu gering, aber zumindest einen Teil von Stefan Raabs großen Fußabdrücken füllen.

Raabs Showformate

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German TV entertainer Raab poses during a rehearsa
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Boxen - Raab - Halmich
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AUSTRIA TELEVISION
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GERMANY TELEVISION TV TOTAL DIVING
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Moderator Elton poses in front of Raab placard at
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Bundesvision Song Contest 2012 - Pressekonferenz
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German TV entertainer Raab and German singer Lena
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GERMANY ELECTIONS
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FILE GERMANY TELEVISION

Harald Schmidt ist von den Bildschirmen verschwunden, Thomas Gottschalk taucht dort nur noch sporadisch auf. Und nun beendet auch noch Stefan Raab seine TV-Karriere. Wie unersetzbar sie sind, zeigte das Drama rund um "Wetten, dass ..?": Der artige, tüchtige Markus Lanz hatte nicht genug Charisma, um die schwächelnde Show zu retten.

Ähnliches droht in Zusammenhang mit der Raab-Nachfolge. Schmidt, Gottschalk und Raab kämpften zuletzt mit Quotenproblemen. Die Zeiten, in denen die Massen regelmäßig begeistert eine Sendung verfolgten, sind vorbei. Im Hauptabendprogramm regieren Berechenbarkeit, Mut- und Fantasielosigkeit: RTL etwa zeigt nächstes Jahr die 13. (!) Staffel "Deutschland sucht den Superstar". Raabs Rückzug ist eine weitere bittere Absage an das Mainstreammedium Fernsehen. Höchste Zeit, in einen Stapel Bücher und einen Video-on-demand-Zugang zu investieren.

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