"Schuld" oder: Schmäh im Schnee
Wer hierherkommt, sucht bis Anfang Mai Schnee. Wer hierherkommt, findet absolute Abgeschiedenheit, betörend wirkende Stille und Anfang April eine buchstäblich filmreife Kulisse. "Dieser Platz ist so schön, dass man weinen könnte vor Glück, dass es solche unberührte Orte noch gibt", sagt Ursula Strauss, die jäh durch den Ruf des Aufnahmeleiters unterbrochen wird. "Ruhe bitte! Wir drehen!"
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Bruchstückhaft ist abseits des Geschehens zu verstehen, worum es sich dreht. Dass es um einen Buben, Röntgenbilder, Laborwerte und eine Bitte geht. "Kann es sein, dass du mir nicht helfen willst?!" herrscht Weisz Sigl an. "Nein!", kontert er lautstark, dreht sich um, startet den Skidoo, setzt sich die Sonnenbrille auf, dreht den Motor wieder ab. Stille. Nach einer kurzen Unterredung mit dem Regisseur, einer kleinen Adjustierung der Maskenbildnerin ein erneuter "Wir gehen auf Anfang"-Ruf.
Rund zwei Stunden, mehrere Wiederholungen, diverse Kameraeinstellungen und Tonaufnahmen später ist die Dreharbeit für die weniger als zwei Minuten dauernde Szene durch ein "Danke, das war’s!" des Regisseurs für beendet erklärt.
Albtraum
Felix Herzogenrath inszeniert das 90-minütige Winterspecial des "Bergdoktor" in 16 Drehtagen. Das verlangt hochkonzentriertes Arbeiten hinter wie vor der Kamera.
Von Hans Sigl alias Martin Gruber, der den Tod eines Mädchens verschuldet, sich – verfolgt von Albträumen – in die Berge zurückzieht, als Geologe ausgibt und in der Pension von Kathrin (Ursula Strauss) Unterschlupf findet.
Deren Schwester Greta, gespielt von Franziska Weisz, fühlt sich für das Schicksal des gehbehinderten Nachbarsjungen verantwortlich und leidet unter den Anfeindungen von dessen Vater Thomas alias Andreas Lust.
Lust über "Schuld", den Titel des Specials: "Es geht ums Zueinanderstehen und Voneinander-abhängig-Sein. Durch Abhängigkeit entsteht auch Schuld. Schuld ist kein spezieller Fall in der Geschichte, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch diese."
Während die Crew die nächste Szene im Inneren einer Hütte vorbereitet, nehmen sich die vier Schauspieler nicht nur Zeit, um Dialoge zu proben. Sie machen Faxen und eigene Filme, die ihre unnachahmliche Art des Humors und Miteinanders zeigen. Innerhalb zweier Sätze wechselt Sigl vom hochdeutschen Idiom zum Tiroler Dialekt, bringt Lust dazu, als Handy-Kameramann mitzumachen und Strauss und Weisz damit zum Lachen. "Entschuldigen Sie! Wissen Sie, wie der Berg da heißt?" – "Wöchana?" – "Danke sehr." Unwiederbringliche Situationskomik.
Ungewöhnlich ungezwungener wie freundschaftlicher Umgang unter Kollegen? Unabhängig voneinander gibt es von den vieren eine Antwort: "Ja!" Dass sie miteinander spielen dürfen, sei ein Geschenk.
"Ursula und ich haben vor der Kamera große Kämpfe. Dafür braucht es Vertrauen. Wenn man einander vertraut, kann man das ganz anders spielen, sich danach auch in den Arm nehmen", sagt Franziska Weisz und tut selbiges.
Die umarmte Strauss führt weiter aus: "Meine Rolle trägt Eifersucht, Verbissenheit, Traurigkeit in sich. Das sind Konflikte, auf die man sich als Schauspieler freut."
Alpenkitsch
Grund zur Freude haben Weisz, Sigl und Strauss auch abseits des Sets in Südtirol. Sie sind für eine KURIER ROMY nominiert. Dass Sigl bereits im Vorjahr als beliebtester Seriendarsteller zur Wahl stand, spricht für ihn und das Format; die Quoten der undifferenziert als seichte Unterhaltung kritisierten Serie für sich. Rund sechs Millionen sehen regelmäßig im ZDF zu, rund 600.000 in ORF 2.
"Früher wurde die Serie mit Alpenkitsch gleichgesetzt. Durch die Veränderung der Bücher und der Länge auf 90 Minuten können die Geschichten anders erzählt werden", erklärt Sigl, bereits in der achten Staffel "Bergdoktor", den Erfolg.
"Ich gehe schon lange und sehr gerne mit der Figur des Martin Gruber, weil es die Möglichkeit gibt, von medizinischen Fällen bis hin zu privaten Lovestorys alles zu spielen." Und ums Spielen geht es jetzt wieder. Am Set. "Ruhe bitte! Wir drehen!" Zu sehen im Jänner 2015.
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