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Präsidentenschreck Bob Woodward ist 70
Die Journalisten-Legende Bob Woodward ärgert mit Enthüllungen auch heute noch die Mächtigen in Washington.
Bob Woodward hat es wieder einmal getan. Wie so oft in seiner mehr als 40-jährigen Karriere legte sich Amerikas Journalisten-Ikone mit ganz oben an, mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten. In einer Washington Post-Kolumne warf er Barack Obama jüngst vor, im Streit über die Staatsfinanzen die Tatsachen zu verdrehen und den oppositionellen Republikanern die Schuld für Fehler in die Schuhe zu schieben, die das Weiße Haus selbst zu verantworten habe. Der Stich saß, Obamas Berater reagierten erzürnt auf Woodwards Recherche-Leistung, der Präsident war bloßgestellt.
Ausgezeichnet und gefürchtet
Robert "Bob" Upshur Woodward feiert an diesem Dienstag seinen 70. Geburtstag - doch auch das fortgeschrittene Pensionsalter hält den Starreporter nicht davon ab, sich in Konflikte mit den Mächtigsten zu stürzen. Noch immer gilt er unter Kollegen in der US-Hauptstadt als einer der meistgefürchteten Reporter. Er ist der Prototyp eines Insiders mit Zugang zu erstklassigen Quellen. Zahlreiche Enthüllungen, zwei Pulitzer-Preise und nunmehr 17 politische Sachbücher mit Bestseller-Status haben ihn zu einem der angesehensten - und wohlhabendsten - Journalisten des Landes gemacht.
Watergate-Affäre
Zu verdanken hat Woodward seine Karriere dem größten politischen Skandal der jüngeren US-Geschichte, der Watergate-Affäre. Gemeinsam mit seinem Kollegen Carl Bernstein deckte der Lokalreporter der Washington Post in den Siebzigern ein Geflecht aus Verschwörung, Wahlkampfmanipulation sowie Amts- und Machtmissbrauch auf, die das ganze Land in eine nachhaltige politische Vertrauenskrise stürzten. Die Enthüllungen trieben den Republikaner Richard Nixon im August 1974 zum ersten und bisher einzigen Rücktritt eines Präsidenten.
Woodward und Bernstein - beide gerade einmal um die 30 Jahre alt - stiegen zu Weltruhm und zu Idolen ihres Berufsstandes auf. Ihr zusammenfassendes Buch "All the President's Men" ("Die Watergate-Affäre") von 1974 wurde zum absoluten Verkaufsschlager. Zwei Jahre später folgte mit der oscarprämierten Filmversion "Die Unbestechlichen" der Kinoerfolg. Woodward wurde von Hollywood-Star Robert Redford verkörpert, Bernstein von Dustin Hoffman. Noch heute ist der Streifen eine Inspiration für Nachwuchs-Journalisten in aller Welt.
Kritiker und Informanten
Nach seinem Erfolg stieg Woodward, der englische Literatur studiert hatte und als Navy-Offizier diente, bei der Washington Post bis zum stellvertretenden Chefredakteur auf. Er interviewte regelmäßig die Präsidenten und verschaffte seiner Zeitung dank guter Kontakte immer wieder exklusive Informationen. Für seine Berichterstattung über die Anschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington erhielt er seinen zweiten Pulitzer-Preis. Vor fünf Jahren gab er seinen Posten bei der Zeitung auf, schreibt aber weiter regelmäßig Berichte für das Blatt - vor allem, um seine Bücher zu bewerben, wie Kritiker meinen.
Doch bei allen Erfolgen ist Woodward in Journalistenkreisen nicht unumstritten. Wie schon bei der Watergate-Affäre baut er in Berichten vor allem auf anonyme Quellen. Schlüsselfigur beim Nixon-Skandal war etwa der damalige FBI-Vizechef, Mark Felt, der sich erst 2005 selbst als Informant mit dem Codenamen "Deep Throat" outete. Kritiker monieren: Da Woodward die Quellen meist nicht nenne und ihre Schilderungen von Geschehnissen hinter verschlossenen Türen so darstelle, als sei er selbst dabei gewesen, mache er es seinen Lesern schwer, zwischen Tatsachen und Gerüchten zu unterscheiden. Auch laufe er mit seinen Methoden immer wieder Gefahr, sich von Tippgebern instrumentalisieren zu lassen.
Woodward's Enthüllungsromane
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