Plädoyer: Medien sollen konstruktiver werden

Ulrik Haagerup, Infochef des Dänischen Rundfunks, bei einem Vortrag im ORF
Ulrik Haagerup will die Medienbranche verändern: Zur Kritik sollen Lösungen geboten werden

Hund beißt Mann", so wird jungen Reportern beigebracht, ist keine gute Geschichte: zu wenig überraschend. "Mann beißt Hund" aber ist eine gute Geschichte.

Es ist jedoch die falsche Geschichte, glaubt man Ulrik Haagerup. Der Nachrichtenchef des dänischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks DR plädiert in einem Buch und in Vorträgen für einen "konstruktiven Journalismus", der nicht nur Probleme oder Missstände kritisch beleuchtet, sondern auch Lösungen aufzeigt. Demnach wäre die richtige Geschichte rund um Hund und Mann wohl: Wie kann man verhindern, dass irgendjemand jemand anderen beißt? "Meine Idee ist, dass sich guter Journalismus um das Morgen drehen sollte – und zwar um ein besseres Morgen", sagt Haagerup. Er ist derzeit häufiger Gast in Wien, teilt er doch sein Know-how über Newsrooms mit dem ORF, der selber einen aufbauen wird.

Umdenken

Diese Woche hat er im ORF auch sein Konzept von "Constructive News", also Nachrichten mit konstruktivem Mehrwert, präsentiert. "Wenn ganz viele Busunternehmen Geld verlieren", so ein Beispiel Haagerups, "ist es typisch, dass Medien über diese Verluste berichten. Wäre es aber nicht eine großartige Geschichte, ein Busunternehmen zu finden, dem es gut geht, und zu schreiben, was die anders machen?" Journalisten hätten "Angst, nicht kritisch genug zu sein". Der Konsument wünsche sich jedoch Berichte, die nicht nur Missstände, sondern auch Lösungen aufzeigen.

Dadurch könne man auch dem Vertrauensverlust entgegenwirken, den der Journalismus zuletzt erlebt hat. Konstruktives sei nicht nur inhaltlich besser, sondern "auch ein gutes Geschäft", betonte Haagerup.

Man könne mehr Zeitungen verkaufen und auch mehr Likes auf den Sozialmedien bekommen. Auf einen KURIER-Einwand bezüglich der hohen Erstellungskosten reagierte er sehr konstruktiv: "Ich will nicht sagen, dass Sie unrecht haben", meinte er. "Ich denke aber nicht, dass das stimmt." Für konstruktiven Journalismus seien nicht mehr Reporter, sondern ein Umdenken nötig.

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