Er hat bei den Reportern das Feuer entfacht

honorarfrei, privat
Der KURIER trauert um den ehemaligen Chronik-Chef und den Menschen Paul Uccusic.

Das einzig Gute am Überbringen einer Todesnachricht in der Zeitung ist: Man sieht kein betroffenes Gesicht, gut einstudiert vielleicht, und keine Tränen sieht man, keine falschen und keine echten.

Sie würden beim Schreiben auch keine Spuren auf dem Papier hinterlassen, weil in den Redaktionen nicht mehr auf Papier geschrieben wird – wie zu jenen Zeiten, als Paul Uccusic als Journalist groß geworden ist: nach dem Studium der Chemie, der Physik und der Mathematik, zuerst in der Arbeiterzeitung, ab 1971 im KURIER als Ressortleiter Chronik, als stellvertretender Chefredakteur, als Chef der Schlussredaktion zuletzt, von der die Zeitung jeden Tag finalisiert wird.

Paul Uccusic ist tot.
Sein Terminkalender für die nächsten Monate war voll. Aber vergangene Woche fiel er einfach um.
Am 2. August ist er gestorben. 76 war er (geboren 1937 in Wien).

Vaterfigur

"Uccu" war der Lehrer einer Reportergeneration. Er entfachte das Feuer für den Beruf; und zugleich warnte er davor, sich trotz aller Hingabe "verbrennen" zu lassen.
Sein Wissen gab er gern weiter, es war so groß, dass man sich selbst genierte. Verschludertes Deutsch brachte ihn in Rage, wer sich um einen eigenen Stil bemühte, konnte sich seiner Unterstützung sicher sein.

Bei aller Ernsthaftigkeit blieb damals noch Zeit, in der Redaktion mit zerknüllten Konkurrenzblättern Fußball zu spielen.
Man darf gar nicht daran denken, wie es in den 1980er-Jahren mit Paul Uccusic menschelte, mit allen Schwächen, die Vaterfiguren an sich haben.

Und er selbst ... suchte, blieb nie stehen und misstraute denen, die nicht von Zweifel geplagt werden.

Seine ersten Bücher waren Bestseller und hießen „Psi-Resümee“, „Naturheiler“ und „Doktor Biene“. Er, der Naturwissenschaftler, beschäftigte sich – schon seit 1971 – mit Parapsychologie und Geistheilung. Er hat die „Foundation for Shamanic Studies Europa“ aufgebaut, war von 1993 bis zu seinem Tod ihr Direktor und leitete mit Ehefrau Roswitha Expeditionen.

Zwei Bände mit Schamanengeschichten und -gesängen aus der sibirischen Republik Tuwa gab er heraus, dort ist der Schamanismus heute Staatsreligion.

Nein, es war nicht bewusst, dass auch einer wie er nur ein Windhauch ist.
Seine Töchter Alexandra, Katja und Natascha, alle drei KURIER-Redakteurinnen, sind ständige Erinnerung an Paul – und dadurch auch an eine Zeit, in der es nicht so kalt war.

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