Oberst Redl: "Ein Schock, denkunmöglich"

Sternstunden des Fernsehens: "Oberst Redl" Im Bild: Klaus Maria Brandauer (Alfred Redl). SENDUNG: ORF2, SA, 15.03.2003, 21:55 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung des ORF bei Urhebernennung. Foto:ORF/-. Andere Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der Abteilung ORF/GOEK-Photographie. Copyright:ORF-PHOTOGRAPHIE, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-14383.
Eine neue Dokumentation über den "Jahrhundertspion" (Freitag, 22.40 Uhr, ORF 2).

Der Sendeplatz ist vielleicht nicht ganz ideal. Denn während ORF 2 im Rahmen von „Universum History“ die neue eigenproduzierte Doku „Leidenschaft und Verrat: Oberst Redl – Der Jahrhundertspion“ zeigt, beginnt auf ORFeins „Dancing Stars – Die Entscheidung“. Nun, es soll auch Menschen geben, die sich für die Promi-Hüpferei nicht interessieren.

Der Redl-Film beginnt – am Ende. In der Nacht vom 24. auf den 25. Mai 1913, also vor genau 100 Jahren. „In der Wiener Innenstadt warten mehrere Herren hohen militärischen Rangs darauf, dass sich einer der ihren erschießt,“ heißt es im Off-Text. Oberst Alfred Redl, wenige Stunden davor des Hochverrats überführt – er hatte über Jahre militärische Geheimnisse der k. u. k. Armee an Russland verkauft –, wurde in den Morgenstunden für tot erklärt. Doch der Versuch, den Skandal zu vertuschen, misslang. Der „rasende Reporter“ Egon Erwin Kisch berichtete bereits zwei Tage später darüber. In Form eines Dementis, um die Zensur zu umgehen: „Es wäre unrichtig, daß Redl wegen Spionage für Rußland Selbstmord begangen habe ...“.

Oberst Redl: "Ein Schock, denkunmöglich"
Universum History: "Oberst Redl", Der eine war der Meister der Reportage, der andere ein sogenannter Meisterspion. Ihre Geschichten sind eng miteinander verbunden. Der eine, Egon Erwin Kisch, der berühmte "rasende Reporter" aus Prag, machte den Fall des anderen, des Oberst Alfred Redl, der jahrelang für die Russen spionierte, erst bekannt. Kisch konnte in seiner journalistischen Arbeit die Vertuschungsversuche der k. u. k.-Armeeführung geschickt unterwandern, indem er alle Vorwürfe gegen Redl in Form eines Dementi in der Prager Tageszeitung "Bohemia" veröffentlichte. So kam der Fall mit all seinen pikanten Details im Mai 1913 an die Öffentlichkeit. Dieser Film begibt sich auf eine Spurensuche nach den wahren Details des Falls Redl und gestattet einen Blick in die Persönlichkeit des k. u. k.-Geheimdienstchefs.Im Bild: Christoph Grissemann und Dirk Stermann als Geheimdienstoffiziere. SENDUNG: ORF2 - FR - 24.05.2013 - 22:40 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Metafilm/Fritz Kalteis. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
In aufwendig wirkenden Spielszenen (Christoph Grissemann und Dirk Stermann als Geheimdienstoffiziere!) räumen die Filmemacher Fritz Kalteis und Gerhard Jelinek auch Aufdecker Kisch Raum ein. Nebst der Rekonstruktion der letzten Stunden in Redls Leben, die u.a. von einer persönliche Tragödie geprägt war: Sein langjähriger Liebhaber Stefan Horinka verließ ihn. Die Theorie, dass Redl aufgrund seiner Homosexualität von den Russen erpresst wurde, schließt aber der Film aus, und identifiziert Gier als profanes Hauptmotiv. Redl liebte den Luxus. Ein Auto mit roten Ledersitzen, eine geräumige Wohnung in der Wiener Wickenburggasse…

Der Fall Redl – ein Generalstabsoffizier ist schwul und ein Spion –, habe die Donaumonarchie zutiefst erschüttert, sagt Gerhard Jelinek. „Das war für die herrschenden Schichten ein richtiger Schock, denkunmöglich. Die psychologische Wirkung war viel gravierender, als was er tatsächlich verraten hat.“ Die Unterlagen über den Fall seien äußerst bescheiden. Sogar der Historiker Gerhard Jagschitz, Enkel von Redls Nachfolger Max Ronge, „hat nur dessen Tagebuch. Da steht der Name Redl und ein Kreuz daneben. Sonst nichts. Es war alles auf Vertuschung angelegt.“

"Oberst Redl": Eindrücke aus dem Film

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