Noch mehr Filmschätze im AKW

EVN-Mitarbeiter fanden zahlreiche weitere Filmrollen
Der skurrile Kernkraft-Werbefilm ist nur einer von vielen Funden.

"Dies ist ein Werbefilm." So beginnt das derzeit wohl skurrilste österreichische Video im Internet. In sozialen Netzwerken läuft der rund acht Minuten lange Streifen auf Dauerschleife. Im Online-Videoportal YouTube wurde der Film bisher fast 100.000-mal geklickt. Die Rede ist von jenem Stück Filmgeschichte, das Mitarbeiter des nö. Energieversorgers EVN in den Lagern des AKW Zwentendorf entdeckten. Der KURIER ging dem skurrilen Fund auf die Spur. Und fand heraus: Es ist nicht der einzige.

"Unsere Mitarbeiter haben insgesamt rund 60 bis 70 Filmrollen und einige Tonträger aus der Zeit vor der Volksabstimmung über das AKW Zwentendorf gefunden", berichtet EVN-Sprecher Stefan Zach. Die Filmrollen waren zum Teil angeschimmelt, die Metallboxen teils verrostet. 40 Jahre schlummerte der Medienschatz in den Abstellräumen des nie in Betrieb gegangen Kernkraftwerks. Dutzende der Filmschnipsel werden jetzt von der Experten im Österreichischen Filmarchiv aufbereitet und digitalisiert. "Das sind Erklärfilme zum Thema Kernkraft, Baudokumentationen von Zwentendorf und Interviews", weiß Zach bereits.

2005 hat die EVN das AKW gekauft. Ob der schieren Menge an darin gefundenem Material ist man erst jetzt soweit, dass alles gesichtet und entrümpelt wurde. "Das Kraftwerk hatte acht Besitzer und wurde wohl von vielen als Lagerstätte benutzt", erzählt Zach. Neben viel Müll fanden sich auch echte Sammlerschätze im Kraftwerk, von denen einige bereits für den guten Zweck verkauft, andere für die Zukunft konserviert wurden. So wie jetzt eben die Filmrollen.

Dr. Seltsam

Der anfangs erwähnte Atomkraft-Werbefilm aus den 1970er-Jahren ist übrigens nicht nur ob seiner Skurrilität eine echte Perle. Produziert wurde der Film nämlich laut Zach von Max Vrecer, einem der Pioniere des kreativen Werbefilms in Österreich. Der Regisseur, Kameramann, Produzent und Autor starb bereits 2010 mit nur 59 Jahren in Wien. Vrecer verbrachte viele Jahre in Hollywood, wo er mit Größen wie Drehbuchautor Terry Southern arbeitete. Dass Southern ausgerechnet das Skript zu Stanley Kubricks "Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte die Bombe zu lieben", schrieb – einem satirischen Film über die Atombombe – ist angesichts der Verbindung zu Zwentendorf besonders pikant.

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