Möglicher Anfang vom Ende der UKW-Radios

Kronehit-Chef Ernst Swoboda: "DAB+ in Österreich eine Randerscheinung"
Medienbehörde sucht heimische Sender, die Digital-Radio interessiert. Kronehit weiter skeptisch.

Die Medienbehörde KommAustria erhebt den Bedarf an der Verbreitung von österreichweitem digitalen Hörfunk im Standard DAB+. Sie hat am Dienstag bestehende und potenzielle Radioveranstalter und Multiplex-Betreiber aufgerufen, ihr Interesse an bundesweiten, regionalen und lokalen Digital-Programmen bis 15. März anzumelden. Dem Digitalisierungskonzept der KommAustria folgend sollen spätestens im ersten Halbjahr 2017 eine oder mehrere Bedeckungen im DAB+-Standard ausgeschrieben werden, damit spätestens 2018 der Regelbetrieb laufen kann. Das soll zunächst noch im Parallelbetrieb zu UKW stattfinden, wobei DAB+-Befürworter erhoffen, dass dieser aufgrund der Kosten möglichst kurz ist. Das wäre allerdings gleichbedeutend mit einem schnellen Ende der UKW-Radios

Ziel der Bedarfserhebung sei es, "die strategische Ausrichtung der Hörfunkplanung der KommAustria in Entsprechung des Digitalisierungskonzepts 2015 umzusetzen sowie Interessenten ausfindig zu machen, die ernsthaft den Aufbau und den Betrieb von digitalem Rundfunk im Standard DAB+ in Betracht ziehen", teilte die Medienbehörde mit. Bereits seit Mai des Vorjahres läuft in Wien ein erster Digitalradio-Testbetrieb mit rund 15 Radioprogrammen. Neben bestehenden Sendern wie Radio Arabella, Radio NRJ oder Lounge FM sind auch zehn neue Programme dabei.

Absage

Der ORF und der größte heimische Privatsender Kronehit, an dem auch der KURIER beteiligt ist, machen dabei bisher nicht mit. Ebenso fehlen große Regionalsender. Im Gegenzug forcieren diese stattdessen den Ausbau ihrer Internet-Radio-Angebote. So startete Kronehit mit einer Reihe weiterer Privatradios den Radioplayer Austria, der ORF entwickelte die Radiothek.

Entsprechend die Reaktion von Kronehit-Chef Ernst Swoboda: "Herauskommen wird bei dieser Bedarfserhebung das Gleiche wie bisher: Es gibt zwei, drei Akteure mit großem Interesse, die auch jetzt aktiv sind. Von anderen wird es keine oder zurückhaltende Stellungnahmen geben." Da zahlreiche große Player fehlen sei "DAB+ in Österreich eine Randerscheinung. Und auch international ist die Skepsis groß." So sei erst jüngst DAB+ bei einer Veranstaltung in Bayern, dem laut Swoboda "Kernland der DAB+-Lobby", der Standard als Übergangstechnologie bewertet worden. Auch Schweden habe dem den Rücken gekehrt. "In 10 Jahren werden der Telekommunikationsstandard LTE und weiter UKW relevant sein", meint Swoboda.

Die Bedarfserhebung der KommAustria zu österreichweitem Digital-Radio ist abrufbar.

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