"Es geht um das Monster in uns"

"Es geht um das Monster in uns"
US-Schauspieler Milo Ventimiglia über seine neue Serie "Chosen", seine alte Erfolgsserie "Gilmore Girls" und was Online-Streaming für die boomende TV-Branche bedeutet.

Als Jess Mariano ist er noch heute im heimischen Vormittagsfernsehen zu sehen. Mit seiner Rolle in der Erfolgsserie "Gilmore Girls" gelang Milo Ventimiglia im Alter von 23 Jahren der Durchbruch.

14 Jahre ist das nun her – und Ventimiglia hat sich vom "coolen Jungen" zum viel beschäftigten Schauspieler gemausert. In seiner neuen Serie "Chosen", die er auch selbst produziert hat, spielt der 37-Jährige den Anwalt Ian Mitchell, der eines Tages eine Box mit einer Pistole vor seiner Haustür findet. Die Botschaft: Entweder wird er zum Mörder, oder seine eigene Familie stirbt.

KURIER: Wie wird aus Ian Mitchell, der brave Anwalt, Ian Mitchell, der Mörder?

"Es geht um das Monster in uns"
Katharina Schiffl - Milo Ventimiglia beim Interview in Wien
Milo Ventimiglia:Ian ist ein ganz normaler Familienmensch. Und dann wird der plötzlich mit diesem grausamen Spiel konfrontiert. Ein Spiel, das aber sehr real ist. Er wird gezwungen wildfremde Menschen umzubringen, wenn er will, dass seine Familie überlebt. Und das ist per se schon eine interessante Charakterstudie, wenn du einen ganz normalen Menschen, keinen Actionhelden, keinen Superhelden, vor solche Konflikte stellst.

Eine Charakterstudie anhand eines doch sehr unwahrscheinlichen Szenarios, oder?

Ja? Aber das ist doch auch das Spannende an der Serie. "Chosen" ist im Bereich des Möglichen. Wir haben keine Show über Raumschiffe oder Monster gemacht. Es geht um das Monster in uns und darum, es raus zu lassen. Ob wir es bekämpfen oder nicht, am Ende zeigt es sich immer – auf die eine oder andere Weise.

Sie hatten mit "Gilmore Girls" in jungen Jahren einen Welterfolg. War es schwierig für Sie als Schauspieler, sich von der Rolle zu emanzipieren?

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Gilmore Girls "Blauäugig". Im Bild: Scott Patterson (Luke Danes, li.), Milo Ventimiglia (Jess). SENDUNG: ORF1, MI, 25.04.2007, 17:10 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung des ORF bei Urhebernennung. Foto:ORF/-. Andere Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der Abteilung ORF/GOEK-Photographie. Copyright:ORF-PHOTOGRAPHIE, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-14383.
Ich glaube, es ist schwieriger für das Publikum als für die Schauspieler selbst. In Hollywood sieht man mich einfach als Schauspieler, der viele verschiedene Rollen spielen kann. Das ist auch etwas, das ich aktiv forciert habe. Ich bin dankbar dafür, bei "Gilmore Girls" dabei gewesen zu sein und die Aufmerksamkeit dafür bekommen zu haben. Aber das ist jetzt auch schon wieder 14 Jahre her. Aber selbst wenn ich irgendwann einmal einen alten Mann spielen werde, werden mich die Leute wohl noch auf Jess anreden.

"Chosen" war ursprünglich als Webserie konzipiert. Welche Unterschiede sehen Sie im Vergleich zu einer normalen Fernsehserie?

Was die Produktionsmittel betrifft, gibt es keinen Unterschied mehr. Da können wir mit jeder Fernsehserie mithalten. Wenn man ein Studio hat, das einen unterstützt, dann geht es immer in erster Linie darum, eine Geschichte zu erzählen. Egal, wo.

Sie haben die erste Webserie ja schon 2006 gedreht und selbst produziert?

Ja, mit "It’s A Mall World" waren wir damals wirklich unter den ersten, die das gemacht haben.

Wie hat sich das seitdem verändert?

"Es geht um das Monster in uns"
ABD0071_20150123 - WIEN - ÖSTERREICH: Der Schauspieler Milo Ventimiglia während eines Interviews mit der APA am Freitag, 23. Jänner 2015, in Wien. - FOTO: APA/ROLAND SCHLAGER
Der Markt hat sich natürlich rasant entwickelt. Damals gab es noch sehr wenige Leute, die gewillt waren in Online-Serien zu investieren. Jetzt gibt es ebenNetflix, Hulu,Google,Amazon, Yahoo und so weiter. Jeder macht jetzt "Content". Die Tech-Firmen haben einfach diese großen Plattformen online, also den richtigen Kanal dafür. Wieso sollten sie es also nicht tun? Wieso sollten sie nicht auchFilme undSerien machen?

Einen Verdrängungswettbewerb sehen Sie nicht?

Diese neue Konkurrenz ist auch gut für die Qualität der Serien selbst. Fernsehsender müssen bessere Shows produzieren, um mit den neuen Serien mithalten zu können. Also egal, wie man es dreht und wendet, für Leute wie mich ist das eine sehr aufregende Zeit. Regisseure, Produzenten, Schauspieler können jetzt einfach Geschichten in vielen verschiedenen Kanälen erzählen.

Von der Seifenoper zur Action-Serie

Zur Person: Milo Ventimglia
Der 37-jährige Kalifornier mit sizilianischen Vorfahren stand u.a. für „Rocky VI“ und „Heroes“ vor der Kamera. Bekannt wurde er 2001 als Jess Mariano in der Erfolgsserie „Gilmore Girls“. Bereits 2006 produzierte er seine erste eigene Mini-Webserie namens „It’s A Mall World“.

Zur Serie: Start von „Chosen
Ursprünglich produziert für Crackle, dem Streaming-Service von Sony Pictures, ist die Actionserie ab heute immer montags, 22.10 Uhr, auf 13th Street bei Sky Premiere zu sehen. Online abrufbar auf Sky Go. Die Staffeln eins bis drei liefen bereits erfolgreich in den USA.

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