Mediale Kostenlos-Kultur und die Bereitschaft sie aufzugeben

(c: spiegel online)
deIn Deutschland bestünde, theoretisch, bei einem Teil der Online-Nutzer die Bereitschaft redaktionelle Online-Inhalte ebenso zu bezahlen, wie dies noch im Falle des Bezugs klassicher Medien üblich ist. Zumindest ist, wie einer vom Consulting-Unternehmen Lischke veröffentlichten Studie mit einem repräsentativen Sample zu entnehmen ist, "jeder dritte Bundesbürger der Meinung, dass redaktionelle Online-Inhalte bezahlt werden sollten". Allerdings unter der Voraussetzung, so die einhellige Meinung von 57 Prozent der Befragten, dass "der bezahlte Online-Content einen erkennbaren Mehrwert im Vergleich zu anderen journalistischen Publikationen aufweist".

Die Bereitschaft dann zu bezahlen, wenn Inhalte exklusiv zu bekommen und/oder einzigartig sind, ist grundsätzlich bekannt. "Die Redaktionen sollten sich mit dieser Zielrichtung darauf konzentrieren, unverwechselbare Inhalte zu schaffen, die sich auch bei Auswahl und Aufbereitung der Themen eng an den neuen Lesegewohnheiten der Zielgruppe orientieren", erklärt dazu Christoph Hüning, der als Medien-Experte von Lischke Consulting ausgewiesen wird. Und er rät: "Nur so ist es möglich, dass Medienhäuser online neue Umsatz-Potenziale heben können."

So sehen Berater dies gerne. Allerdings sind für diese angepeilte Inhaltswertschöpfung auch Menschen vonnöten, die sowohl über ein fundiertes Zielgruppen-Verständnis als auch über ein hohes Maß an Inhaltskompetenz verfügen. Ob Journalisten die Experten für diese beiden Wirkfelder sind, ist fraglich. Grundsätzlich sind sie es. Nur scheuen sich Medienunternehmen nicht zuletzt wegen kollektivvertraglicher Rahmenbedingungen Journalisten anzustellen oder bieten aufgrund der grassierenden wirtschaftlichen Situation mässige bis fragwürdige Rahmenbedingungen. Oder Journalisten werden durch kostengünstige Arbeitskräfte ersetzt, die weder von Inhalten noch von Zielgruppen Ahnung haben und "Medienräume" zwischen Werbe-Inventarien füllen. Mit solchen Mitarbeitern kann kein ökonomischer Strukturwandel in Medien-Unternehmen erzielt werden, wie dies Lischke Consulting empfiehlt. Und je geringer die Content-Qualität umso geringer ist die Paid Content-Bereitschaft.

Zurück zur Bezahlbereitschaft von Online-Inhalten in Deutschland. Als Bezahl-Modelle sprechen sich 48 Prozent der Befragten für das Copypreis-Modell aus. Wie bei der Tageszeitung soll der Download einer Edition also das Stück bezahlt werden können. Das gleiche Prinzip soll, so wünscht sich es jeder zweite dazu Befragte, auch auf Inhaltseinzelstücke angewandt werden. Dieses Pay-per-Copy- oder Pay-per-Use-Prinzip wird präferiert. Das bekannte und auch vielfach praktizierte, klassiche Medienvertriebsmodell als Monatsabo wollen im Falle von Online-Inhalten "nur 28 Prozent" der Deutschen.

Die Lischke Consulting-Analyse bestätigt auch, dass grundsätzlich eine Nachfrage nach "kreativen Vergütungsmodellen von Online-Inhalten" bestünde. Und dieses Vergütungsmodell sind entweder Crowd Funding also die Bezahlung von Inhalten in Form freiwilliger Spenden oder die, wenig überraschend, gute "alte Werbung" also der Tausch von Content gegen Aufmerksamkeit für die werbungtreibende Unternehmen bezahlen.

Nichts Neues also. Abgesehen vom Grad der Zahlungsbereitschaft und der dafür ohnehin bekannten Grundbedingung, die die, in ihrer Struktur ohnehin schon geschwächte Medien, je mehr Zeit vergeht, in ein unlösbares Dilemma steuert.

Zu: Lischke Consulting

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