Inseraten-Millionen: Krone vor Heute

Das Wahl-Inseraten-Rennen von dossier.at in Wien hat wenig überraschende Sieger. Boulevard-Leser votierten aber mehrheitlich für die FPÖ
dossier.at erhob 3,8 Millionen Euro Bruttowerbewert für die Krone. Stadt Wien gibt mehr aus als Parteien.

Zumindest ein Duell gab es bei der Wiener Landtagswahl dann doch, nämlich jenes um die meisten öffentlichen Inseratenaufträge. Die Recherche-Plattform Dossier erhob die Zahlen dazu. Ergebnis: In den 70 Tagen von Anfang August bis zur Wien-Wahl am 11. Oktober wurden in Tages- und Wochenzeitungen öffentlich Inserate mit dem Bruttowerbewert von 17,1 Millionen Euro gebucht.

Boulevard voran

Der Großteil der Werbung entfiel dabei auf die Boulevardzeitungen. Rund 3,8 Millionen Euro an öffentlichen Inseratengeldern flossen in die Kronen Zeitung. Auf Platz 2 landete laut den Dossier-Berechnungen die Gratiszeitung Heute mit rund 3,4 Millionen Euro. Platz 3 ging an Österreich mit 3,3 Mio. Euro Werbegeldern von öffentlichen Stellen, Unternehmen und Parteien. Weit dahinter lagen Kurier, Presse und Standard, die in Summe 4,9 Millionen Euro Bruttowerbewert einfahren konnten. Die Wochenmagazine News, profil und Falter kamen demnach auf etwa 1,8 Millionen.

"Verlierer des Rennens" könnten laut Dossier die Steuerzahler sein. Denn die Stadt Wien und ihre Betriebe inserierten im Wahlkampf laut den Erhebungen der Recherche-Plattform wesentlich mehr als alle politischen Parteien zusammen. Der Bruttowerbewert der Inserate der Stadt Wien betrug demnach 4,7 Millionen Euro, jener der Parteien 3,7 Millionen.

Preis-Übergabe

An die Sieger des sogenannten Inseraterennens vergaben Dossier.at und NZZ.at bei einem NZZ.at-Clubabend Urkunden. Während Heute-Chefredakteur Christian Nusser die Auszeichnung persönlich entgegen nahm, kommentierte die Krone ihren Sieg via Twitter: "um a. knoll zu zitieren: haben wir den schas jetzt gewonnen?" Und: "am einfachsten wär's, kollege nusser würde uns den preis mitnehmen. ginge das?" Nusser übernahm dann auch die "Siegerurkunden" für Krone und Heute und meinte, dass Inserenten immer versuchten, Einfluss zu nehmen. Aufgabe der Medien sei es, standhaft zu bleiben. Heute sei jedenfalls von niemandem abhängig, versicherte der Chefredakteur.

Die Motivation für das "Inseraterennen" beschreibt Dossier-Gründer Florian Skrabal gegenüber der APA folgendermaßen: "Es ist eine Wiener Spezialität, viel Steuergeld für Inserate auszugeben. Keine andere österreichische Gemeinde inseriert annähernd so viel wie die Hauptstadt - in absoluten Zahlen und in Relation zur Einwohnerzahl. Dabei geht es um die Verschwendung von Steuergeld und um eine demokratiepolitisch heikle Praxis, die etwa in Deutschland verboten ist. Um darauf aufmerksam zu machen, hat Dossier das 1. Wiener Inseraterennen ausgerufen."

FPÖ profitiert

Die Werbeausgaben der von SPÖ und Grünen regierten Stadt gehen großteils an die großen Boulevardmedien. Pikantes Detailergebnis der jüngsten Wien-Wahl: Laut einer Wahltagsumfrage von ATV und dem Meinungsforscher Peter Hajek wählen Leser von Boulevarzeitungen mehrheitlich FPÖ. 44 Prozent der Leser von Boulevardzeitungen votierten demnach für die Freiheitlichen, 37 Prozent für die SPÖ, 6 Prozent für die Grünen, und jeweils 5 Prozent für ÖVP und NEOS.

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