Google löscht erste Medien-Links

Bei Google sind mehr als 70.000 Löschanträge eingetroffen, erste Links wurden bereits entfernt
Medienhäuser sehen sich durch EuGH-Urteil in ihrer Pressefreiheit eingeschränkt.

Der US-Internetkonzern Google hat in Europa seit Kurzem ein Problem. Er muss das im Mai gefällte Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zum sogenannten "Recht auf Vergessen" umsetzen. Dieses Recht ermöglicht Internet-Nutzern, Links zu unangenehmen Dingen aus ihrer Vergangenheit aus den Suchergebnissen entfernen zu lassen.

Die Flut an Löschanfragen ließ nicht lange auf sich warten: Europaweit hat Google bereits mehr als 70.000 Anträge auf die Entfernung von Links aus seinen Suchergebnissen erhalten. Insgesamt wollen Bürger mehr als 267.000 Links streichen lassen, teilte der Konzern mit.

Auch in Österreich hat es Löschanfragen gegeben. Nun hat Google damit begonnen, erste Links zu löschen. In Großbritannien sind einige Medienberichte der Tageszeitungen Guardian und The Daily Mail sowie bei der BBC aus den Google-Suchergebnissen verschwunden. Die Medienhäuser wurden von Google über die Löschung der Verweise informiert.

Bei der BBC verschwanden Artikel über Stan O’Neal, den ehemaligen Chairman von Merrill Lynch, der für die hohen Verluste des Unternehmens verantwortlich gemacht worden war. Beim Guardian betrafen drei der gelöschten Inhalte den ehemaligen Premier-League-Schiedsrichter Dougie McDonald, der nach scharfer Kritik an seinen Spielentscheidungen zurückgetreten war.

Die Löschung der Links empört die Medienhäuser in Europa. Sie fürchten, dass vor allem kritische Geschichten aus dem Google-Index verschwinden könnten.

Harsche Kritik

"Herausgeber müssen darum kämpfen, dass die Pressefreiheit erhalten bleibt. Redaktionelle Entscheidungen gehören den Medienunternehmen, nicht Google", schreibt Guardian-Redakteur James Ball. Die Daily Mail kritisiert, dass es für Google einfacher sei, den Löschanfragen nachzukommen, als jeden Fall einzeln nachzuprüfen. Für den Mail-Online-Herausgeber Martin Clarke ist das EuGH-Urteil "Müll". Man werde künftig Berichte, die aus der Google-Suche verschwinden, in einer Liste sammeln und diese regelmäßig veröffentlichen.

Die Proteste beim Guardian führten dazu, dass Google bestimmte Inhalte wieder in seinen Suchindex aufgenommen hat.

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