Glawogger dreht zweiten ORF-"Landkrimi"

Schauspieler und eine Polizistin am Set des Films „Die Frau mit einem Schuh“.
Nina Proll und Robert Palfrader spielen die Hauptrollen im ersten Fernsehfilm von Michael Glawogger.

Die Straßen sind noch nicht asphaltiert, die meisten Häuser noch unbewohnt, Bauarbeiter stöhnen in der sengenden Hitze: In einer neu entstehenden Einfamilienhaus-Siedlung am Stadtrand von Wiener Neustadt schwitzen derzeit nicht nur neugierige Anrainer, sondern auch ein paar Stars des heimischen Kinos und Fernsehens: Regisseur Michael Glawogger dreht seit Mitte Juli an verschiedenen Orten in Niederösterreich den zweiten ORF-"Landkrimi", der 2014 unter dem Titel "Die Frau mit einem Schuh" ins Fernsehen kommen soll. Neben ihm im Schatten warten Nina Proll und Robert Palfrader auf die nächste Stellprobe. Der Regisseur, der im nahegelegenen Pitten wohnt, genießt die Arbeit an seinem ersten Fernsehfilm, wie er bei einem Set-Besuch der APA erzählte.

"Fernsehhochdeutsch"

"Ich habe noch nie einen Fernsehfilm gemacht", so Glawogger, den das Angebot, auch das Drehbuch selbst verfassen zu können, überzeugt hat. Besonders freue ihn die Möglichkeit, in dem neuen ORF-Format auch mit der lokalen Sprache arbeiten zu können. "Bei uns ist das ja fast ein bisschen verkommen", seufzt er das "Fernsehhochdeutsch" betreffend, das in vielen heimischen Produktionen mit Blick auf den deutschen Markt gesprochen werden müsse. In den USA habe man kein Problem damit, wenn in einem in Texas gedrehten Film auch texanisch gesprochen werde. Er habe auch bewusst lokale Namen verwendet, so Glawogger. Von der Bäckerei bis zur Autowerkstatt habe er auf in der Gegend gängige Namensbezeichnungen zurückgegriffen. Seine Ortskenntnis habe ihm auch geholfen, "95 Prozent der Motive" so drehen zu können, wie er sie auch geschrieben habe.

Und so unterhält sich Nina Proll, die in "Die Frau mit einem Schuh" die Polizistin Franzi spielt, mit ihrem Dienstkollegen Michael (Karl Fischer) oder ihrem arbeitslosen Freund Roland (Palfrader) auf niederösterreichisch. Bloß das Mordopfer, um das es in dem Streifen geht, kommt nicht zu Wort: Dieses wird nämlich zerstückelt an unterschiedlichen Orten im Bundesland gefunden, was die Dienststellenleiterin Franzi, der "sonst ein bissl langweilig ist" (Proll) auf den Plan ruft.

Wortkarg

Auch die Komparserie stammt zum Teil direkt von den Drehorten, etwa in einem "heimeligen Landpuff" in Erlach, "wo die Damen sich selbst gespielt haben", lacht Glawogger. Diese Authentizität findet Nina Proll auch in der Charakterisierung der Protagonisten wieder: "Dort wo ich herkomme, aus dem Waldviertel, sind die Leute auch eher wortkarg", erklärt sie ihre Rollendefinition. "Franzi ist eine toughe Frau, die Motorrad fährt und als typische Niederösterreicherin eher still ist, aber wenn sie spricht, hat sie etwas zu sagen."

Wenig zu sagen hat sie offenbar ihrem Freund, der zu Hause vor allem fürs Kochen zuständig ist. "Franzis Freund ist ein wenig der Fremdkörper in ihrem Leben", verrät die Schauspielerin. Die Polizistin flirtet lieber mit ihrem Chefinspektor, der von Harry Prinz gegeben wird. Palfraders Charakter Roland "ist gar nicht so unglücklich mit der Situation", wie er sagt. "Er ist halt ein Träumelein." Der viel beschäftigte Schauspieler, der am Tag der Nationalratswahl mit einem Special von "Wir Staatskünstler" auf der Bühne des Akademietheaters stehen wird, würde sich jedenfalls wünschen, zeitlich begrenzt mit dem Mann zu tauschen, um ein wenig durchatmen zu können, wie er schmunzelnd zugibt.

Dreharbeiten noch bis Mitte August

Noch bis Mitte August wird der von Lotus Film produzierte Film an Orten wie Baden, Bad Fischau, Schwarzau oder Lanzenkirchen gedreht, gefördert wird der Streifen vom Fernsehfonds Austria und dem Land Niederösterreich. Bereits auf der "Diagonale" zu sehen war der erste, von Wolfgang Murnberger inszenierte Landkrimi "Steirerblut", der gemeinsam mit weiteren - noch zu drehenden - " Landkrimis" aus anderen Bundesländern im kommenden Jahr im ORF laufen wird.

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