"Game of Thrones": Der Hype geht weiter
Ein Schneesturm zieht auf. Angst steht in die Gesichter der drei Männer der Nachtwache geschrieben. Insgeheim wissen sie, was da auf sie zukommt. Panisch flüchten sie hinter die Mauern ihrer Schwarzen Festung. Nur Samwell Tarly, der dicke Tollpatsch unter den sonst so furchtlosen Beschützern von Westeros, bleibt zurück. Zitternd liegt er nun da und sieht in die eisblauen Augen des Anführers dieser Horrorgestalten. Denn mit dem Schneesturm sind auch die Weißen Wanderer gekommen. Die gesamte zweite Staffel über, haben Gerüchte von den mythischen Kreaturen ganz Westeros erschaudern lassen. Jetzt, ausgerechnet in der letzten Folge, sind sie angekommen.
An Cliffhängern für die dritte Staffel von „Game of Thrones“ mangelt es also nicht. Die Erwartungshaltung der Fans und der Hype der Medien ist entsprechend groß. Am Sonntag feierte die erste Folge Premiere auf HBO. Bereits am Montag wird sie in Österreich auf SKY GO zu sehen sein.
Damit trägt man auch dem Erfolg der ersten beiden Staffeln Rechnung. Denn mit der Saga, die auf der Romanreihe „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R.R. Martin basiert, konnten sich nicht nur Fantasy-Fans anfreunden.
Was bisher geschah
Intrigen und Verschwörungen
Viel Mord, Intrigen und Verschwörungen dominieren die Handlung. Westeros ist nicht Mittelerde. Was in J.R.R. Tolkien’s „Herr der Ringe“ edel und mutig ist, ersetzt George R.R. Martin mit dem ewigen Spiel um Macht und Einfluss. Das R.R in Martin’s Namen ist übrigens keine Reminiszenz an Tolkien – wenngleich er den Begründer der modernen Fantasyliteratur immer wieder als Inspiration nennt. R.R. steht für Raymond Richard.
Dafür sorgt auch die Extra-Portion Sex, die auf dem Kabelsender HBO gezeigt werden darf. Durchschnittlich 5,6 nackte Brüste sollen laut dem britischen Guardian pro Folge zu sehen sein. Dazu kommen 14 Tote (zur Infografik). Die Huffington Post verzichtete auf statistische Spielereien und sammelte in einem eigenen Video kurzerhand alle Sex- und Nacktszenen der ersten beiden Staffel: Das Video dauert satte 16 Minuten (Link).
Fantasy für Erwachsene
„Das Lied von Eis und Feuer“ ist Fantasy für Erwachsene. 1996 erschien mit „Eisenthron“ („A Game of Thrones“) der erste Roman der Reihe, die für den mittlerweile 64-jährigen Martin den Durchbruch als Fantasy-Autor brachte. Unter Fantasy-Lesern entwickelte sich der mittelalterliche Seifenoper schnell zur Pflichtlektüre. Bis heute sind vier weitere Bände erschienen.
Nach dem Erfolg von „Herr der Ringe“ wurde auch lange über eine Verfilmung spekuliert. Doch mit seinen dutzenden Handlungssträngen galt „Das Lied von Eis und Feuer“ (original: „A Song of Ice and Fire“) wie zuvor der erfolgreiche Fantasy-Roman von J.R.R. Tolkien lange als unverfilmbar.
Komplexe Handlung
Sieben Königreiche kämpfen in „Game of Thrones“ um den Eisernen Thron. Dazu kommen diverse Scharmützel innerhalb der Königsfamilien und die omnipräsente Bedrohung hinter der großen Mauer im Norden. Viel Stoff. Zu viel für das Kino.
Dass die Bücher mit ihren dutzenden parallel laufenden Handlungssträngen vor zwei Jahren dann doch verfilmt wurden, ist vor allem der Bereitschaft HBO’s zu verdanken dafür ordentlich Geld in die Hand zu nehmen. Seit Ende der 90er Jahre setzt der amerikanische Kabelsender die Standards in Sachen hochwertiger Fernsehunterhaltung. Das kostet.
Die erste Staffel soll ein Produktionsbudget von mehr als 50 Millionen US-Dollar gehabt haben. Man sieht es. Die Ausstattung und die Landschaftsaufnahmen der Serie lassen sie wie einen Kinofilm aussehen. Gedreht wird auf der ganzen Welt. In Irland, Schottland, Malta, Kroatien und Marokko.
Am Download-Thron
Der Aufwand hat sich gelohnt. Mit "Game of Thrones" festigte HBO seinen Ruf der innovativste TV-Sender der USA zu sein. 50 Euro muss mittlerweile bezahlen, wer den Premium-Sender abonnieren will. Das Finale der zweiten Staffel im Juni vergangenen Jahres schauten 4,2 Millionen Menschen. Das klingt nach wenig für den riesigen amerikanischen TV-Markt. Eine andere Zahl ist da schon sehr viel beeindruckender – wenngleich auch problematisch: „Game of Thrones“ war die am meisten heruntergeladene Serie des vergangenen Jahres. Nach Angaben des Blogs TorrentFreak sollen die einzelnen Folgen durchschnittlich 3,9 Millionen Mal angesehen worden sein – natürlich illegal.
Damit die Serie diesen fragwürdigen Beliebtheitsindikator künftig nicht mehr anführt, hat man sich für die dritte Staffel eine neue Strategie überlegt: „Wir glauben, der Schlüssel zur Bekämpfung der Piraterie ist, die Inhalte wie ‚Game of Thrones‘ weltweit innerhalb der kürzestmöglichen Zeit verfügbar zu machen“, erklärte Jeff Cusson, stellvertretender Vorstandsdirektor bei HBO. Sky Go zeigt die erste Folge der dritten Staffel deswegen bereits am 1. April, nur einen Tag nach der Premie in den USA. Ab Mitte Mai soll dann die deutsche Synchronisation starten.
Einer erfolgreichen (und lukrativen) Zukunft sollte somit nichts im Wege stehen. Außer der Stoff geht doch irgendwann aus. Für die dritte Staffel entschied man sich vorsichtshalber schon einmal nur die erste Hälfte des dritten Bandes „Schwertgewitter“ zu verfilmen. Danach gäbe es zwar noch immer zwei weitere Bände – aber die Produzenten haben wohl nicht allzu viel Vertrauen, dass Martin die angekündigten Bände sechs und sieben alsbald fertigstellt. Bereits der fünfte Band "Ein Tanz mit Drachen" war 2011 erst mit mehrjähriger Verspätung erschienen.
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