Rekord-Beschwerden zu "Krone"-Todesfoto

Der Todes-Lkw von außen. Die "Krone" entschied sich dafür, ein Bild von den Leichen im Inneren zu zeigen. Eine Grenzüberschreitung.
170 Mitteilungen sind beim Presserat bislang eingegangen. Höchste Anzahl bisher betraf "Heute" mit 66.

Das sogenannte Todes-Foto des Flüchtlingsdramas auf der A4, das von Freitag bis Sonntag in der Kronen Zeitung veröffentlicht wurde und das auch die deutsche Bild-Zeitung gedruckt hat, sorgt beim Presserat für einen Beschwerde-Rekord. "Wir stehen derzeit bei 170 Mitteilungen zu dem Bild der toten Flüchtlinge in @krone_at - ein absoluter Rekord!", teilte der Presserat am Montag via Twitter mit.

Die höchste Anzahl an Beschwerden lag bisher bei 66. Dabei ging es um einen Artikel der Zeitung Heute aus dem Dezember 2012. Das Blatt sich abwertend über Muslime geäußert. Der Anlass war der Artikel "Eifersucht: Mann ersticht vor Kindergarten Ehefrau", der am 7. Dezember mit folgender Passage erschien: "Der Kraftfahrer (43) gehört zur Sorte Mann, die zum Glück eher hinterm Halbmond lebt. In Ländern, wo das Gesäß beim Beten höher ist als der Kopf. Partnerinnen betrachten sie als Besitz. Macht sich der selbständig, sind sie im Stolz verletzt und drehen durch."

Das unverpixelte Foto in der Krone, das die toten und zusammengepferchten Körper auf der Ladefläche des Schlepper-Lkw zeigt, wurde dem Boulevardblatt offenbar von der Polizei zugespielt, weshalb auch die Staatsanwaltschaft in der Causa ermittelt. Seitens der Initiative Qualität im Journalismus sowie in sozialen Netzwerken hatte es heftige Kritik an der Veröffentlichung gegeben. Die "Krone" verteidigte den Abdruck damit, dass es sich um ein "erschütterndes Zeitdokument" handle.

Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln unterdessen weiter, wie das Polizeifoto an die "Krone" gelangen konnte. Laut Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil dürfte jener Polizist, der das Foto gemacht hat, nicht derjenige sein, der das Foto auch weitergegeben hat. Doskozil hatte am Wochenende angekündigt, dass die Polizei in engem Kontakt mit der Staatsanwaltschaft (StA) stehe und die Kriminalabteilung am Montag einen ersten Anfallsbericht an die StA übermitteln muss. Dieser war Montagmittag noch nicht bei der StA eingelangt, teilte Verena Strnad, Sprecherin der Anklagebehörde auf Anfrage der APA mit.

Seitens der Polizei werde man an das Bundesamt für Korruptionsbekämpfung (BAK) herantreten, um diese Amtshandlung dorthin abzutreten. Doskozil meinte, es gebe irgendwo Wege, "die durch die Polizei gehen. Diese muss man aufdecken und offenlegen", so der Landespolizeidirektor.

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