EU-Wahlhelfer Medien?
In weniger als einem Monat werden knapp 380 Millionen EU-Bürger zu den Urnen gerufen. Welche Wahl sie letztlich treffen, das hängt auch von den Medien ab. Aber wie können Journalisten dabei helfen, die Europäische Union besser verständlich zu machen und außerdem: haben sie die EU überhaupt selbst richtig verstanden? Diesen – nicht nur im Angesicht der bevorstehenden EU-Wahl am 25. Mai – drängenden Fragen wurde der vierte „Tag des Qualitätsjournalismus“, der am Dienstag im Raiffeisen-Forum auf Einladung des Manstein Verlags und des Verbands Österreichischer Zeitungsverleger (VÖZ) stattfand, gewidmet.
Genau diese Qualität in der Berichterstattung vermisst Hans-Ulrich Jörges, Mitglied der Chefredaktion des deutschen Nachrichtenmagazins Stern, jedoch bei der Berichterstattung deutschsprachiger Medien zur Europäischen Union, wie er in seiner Eröffnungsrede betonte.
Keine Glühbirnen
„Wir berichten über Glühbirnen und über zu lange Kontonummern. Aber wieso diskutieren wir zum Beispiel nicht über den notwendigen Aufstand gegen die NSA?“, fragte sich Jörges. „Wir haben verlernt, zwischen Unwichtigem und Wichtigem zu unterscheiden.“ Das sei auch der Grund, weshalb die Bürger den Medien beim Thema EU nicht mehr trauen würden.
Eine Deutung, der ihm bei der anschließenden Podiumsdiskussion mitunter heftig widersprochen wurde. Auch die Politik sei gefordert, die Menschen mehr für die EU zu begeistern, betonte etwa Raimund Löw. Dabei vermisse er vor allem mutigere Entscheidungen. „Wieso werden die EU-Spitzenkandidaten z. B. nicht auch in den Nationalstaaten plakatiert?“, fragte der langjährige Brüssel-Korrespondent des ORF.
Die zweite Diskussionsrunde widmete sich der Frage, welche Rolle soziale Medien im journalistischen Alltag mittlerweile spielen.
Neben der anfänglichen Euphorie damit neue Leserschichten zu erreichen, haben sich inzwischen auch inhaltliche Bedenken breit gemacht. „Die massive Kritik (Shitstorm), die einem auf Twitter entgegenschwappen kann, darf nicht dazu führen, dass man sich am Ende selbst zensiert“, mahnte etwa Falter-Herausgeber Armin Thurnher.
Kommentare