"Der erste Dreh, bei dem ich nicht einfach abschalten konnte"
ARD widmet am Mittwoch drei Filme und eine Doku dem rechten Terror.
29.03.16, 06:00
Rechtspopulismus ist "in" in Europa und Ausländerhetze auch hierzulande längst im gutbürgerlichen Wohnzimmer angekommen. Was daraus folgen kann, zeigt das ARD-Projekt "Mitten in Deutschland: NSU".
Fast zehn Jahre lang wurden in Deutschland nämlich Menschen mit Migrationshintergrund "hingerichtet". Als im November 2011 zwei tote Bankräuber gefunden werden, fliegt dieser Wahnsinn auf. Mutmaßlich dafür verantwortlich sind die verstorbenen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos sowie die seit Monaten vor Gericht stehende Beate Zschäpe.
Der Fall Zschäpe
Drei Filme arbeiten aus den Perspektiven der Täter, der Opfer und der Ermittler die Geschehnisse auf. Im Mittelpunkt von "Die Täter – Heute ist nicht alle Tage" (20.15 Uhr, ARD) steht die von Anna Maria Mühe verkörpert Beate Zschäpe und die Frage, wie man sich so radikalisieren kann. "Ich spiel Dir das" habe sie zu Regisseur Christian Schwochow gemeint, als der ihr vom Projekt erzählte, sagt Mühe. Nachdem sie das Drehbuch gelesen hatte, hat sie gezweifelt: "Bist Du sicher, dass Du mich darin siehst? Ich kann mir das nicht vorstellen, so einen extremen Rechtsextremismus authentisch darzustellen." Mühe kam an ihre Grenzen: "Schwierig war für mich, einen ruhigen Schlaf zu finden. Tagsüber ,Heil Hitler‘ durch Jena zu grölen, lässt sich nicht so einfach abschütteln. Ich würde sagen, das war der erste Dreh, bei dem ich nicht einfach abschalten konnte."
Versagen
Teil 2 des Projekts ist "Die Opfer – Vergesst mich nicht" (4. 4., 20.15 Uhr) nach dem Buch von Semiya Simsek, deren Vater Enver 2001 in Nürnberg erschossen wurde. "Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch" (6. 4., 20.15 Uhr) kündigte Regisseur Florian Cossen bereits als einen Film "über das Scheitern der Behörden im NSU-Fall" an. Den Abschluss bildet die Doku von Stefan Aust und Dirk Laabs "Der NSU-Komplex – Die Rekonstruktion einer beispiellosen Jagd" (21.45 Uhr).
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