"Blackfacing" zum "Anglizismus des Jahres" gewählt

Bei der Wahl zum "Anglizismus des Jahres" küren Experten "positive Beiträge des Englischen zur Entwicklung des deutschen Wortschatzes." "Blackfacing" bezeichnet die vor allem in den USA als rassistisch verpönte Praxis Weißer sich als Schwarze zu schminken.

Der Ausdruck "Blackfacing" für schwarz angemalte Gesichter von Weißen ist in Deutschland zum "Anglizismus des Jahres" gekürt worden. Das Wort ist vom englischen Blackface abgeleitet und bezeichnet stereotyp geschminkte Weiße, die schwarze Menschen darstellen, ursprünglich vor allem im Schauspiel. Vor allem in den USA ist die Praxis als rassistisch verpönt.

Zahlreiche Beispiele

Auch im deutschen Sprachraum setzt sich der Begriff zusehends durch. Fälle von "Blackfacing" gab es etwa bei der Fußball-WM, als sich deutsche Fans beim Spiel gegen Ghana schwarz schminkten. In Deutschland wurde auch die Sternsinger-Tradition mit einem Schwarzen unter den Heiligen Drei Königen diskutiert. Ende 2013 gab es in Augsburg eine „Wetten, dass..?“-Saalwette, bei der sich Dutzende wie Lukas, der Lokomotivführer, und der dunkelhäutige Jim Knopf zurechtmachten - beliebte Figuren aus der Augsburger Puppenkiste. Das ZDF handelte sich Rassismus-Vorwürfe ein. Und hierzuland sorgte ein Puls 4-Moderator für Aufregung, als er am Wiener Opernball vergangenes Jahr als Kanye West verkleidet - und mit schwarz geschminktem Gesicht - dessen Ehefrau Kim Kardashian interviewen wollte.

Über den Begriff "Blackfacing" sagte der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: "Das Blackfacing gilt als rassistisch, weil es die Identität und die Erfahrungen schwarzer Menschen als Kostüm behandelt, das weiße Menschen beliebig an- und ausziehen können. Mit dem Blackfacing maßen sich weiße Menschen an, für schwarze Menschen sprechen und handeln zu können, und nehmen ihnen damit den Raum, dies selbst zu tun."

Steigende Sensibilisierung

In früheren Jahren hatten die Sprach-Experten rund um den 44-jährigen Stefanowitsch vielfach Wörter der Internet-Ära wie "Shitstorm" oder "Crowdfunding" zu "Anglizismen des Jahres" gekürt. Am Wort „Blackfacing“ überzeugte die Jury, dass es in Deutschland schon lange „geblackfacete“ Weiße gebe, aber erst das Englische dem Deutschen ein Wort gegeben habe, diese Tradition zu benennen.

Die weiteren Plätze für das Jahr 2014 belegten laut Jury die Begriffe „Big Data“ (kaum auswertbare Datenmengen) und der Publikumsliebling „Selfie“ (digitale Selbstporträts der Smartphone-Ära). Bereits für 2013 war „Selfie“ unter den Top-Wörtern.

"Positive Beiträge des Englischen"

Gut im Rennen waren 2014 demnach auch „Social Freezing“ (Einfrieren von Eizellen zur karrierebedingten Verschiebung des Kinderkriegens), „Photobombing“ (Fremde im Foto sprengen das eigentliche Motiv) sowie „Sexting“ (Wort aus Sex und Texting; für erotische Fotos und den möglichen Missbrauch solcher Bilder via Handy etwa).
Seit 2010 kürt die Initiative „Anglizismus des Jahres“ um Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin jährlich positive Beiträge des Englischen zur Entwicklung des deutschen Wortschatzes. 2013 gewann etwa die Skandal-Nachsilbe „-gate“.

Bei der Ergebnisse der Publikumsabstimmung - (mit insgesamt 1014 abgegebenen Stimmen):
- Selfie: 36,82%
- Blackfacing: 18,41%
- Social Freezing: 13,90%
- Big Data: 12,64%
- Photobombing: 9,75%
- Sexting: 8,48%

- 2014: „Blackfacing“ - umstrittene, rassistische Praxis, etwa im Theater, Schwarze darzustellen, indem man Weiße (stereotyp) schminkt.
- 2013: „-gate“ - Nachsilbe für Affären; Bezug zum Watergate-Skandal von 1972, der zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon führte.
- 2012: „Crowdfunding“ - Möglichkeit, im Internet für ein Projekt in einem bestimmten Zeitrahmen aus Einzelbeiträgen Geld zu sammeln.
- 2011: „Shitstorm“ - Welle der Entrüstung über Institutionen oder Menschen, die über soziale Netzwerke und Blogs hochschwappt.
- 2010: „leaken“ - das „Auslaufen“ geheimer Informationen an undichten Stellen.

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