Bezahlmodell: Eine "neue Gründerzeit"
Diese Frage beschäftigt Zeitungsmacher seit Jahren: Wie bringt man die Konsumenten dazu, auch für Leistungen im Internet zu bezahlen? Diverse Geschäftsmodelle wurden bereits entwickelt, aus Angst vor Leserverlusten aber nicht – oder nur zaghaft – umgesetzt. Beim Spiegel führte der Streit über die Paywall sogar zu einer Ablöse der Chefredaktion.
Entsprechend gespannt blickt die Medienwelt nun nach Berlin. Mit dem jüngst vorgestellten Projekt „BILDplus“ will der mächtige Springer-Verlag im Netz endlich Geld verdienen. Ein Teil des Angebots wird weiterhin kostenlos bleiben – für exklusive Berichte, Interviews, Hintergründe etc. müssen Bild-User ab 11. Juni aber zahlen. Zu Wahl stehen mehrere Abo-Modelle (von 4,99 bis 14,99 Euro). Bis zu 6-minütige Videos von der deutschen Fußball-Bundesliga sollen den Einstieg in das Bezahlmodell versüßen: Nutzer, die sich für eines der drei Abo-Modelle entschieden haben, können die Bundesliga-Videos für 2,99 Euro pro Monat dazubuchen.
Mit 183 Millionen Besuchen im Vorjahr ist bild.de eines der erfolgreichsten Nachrichtenportale Deutschlands. Sollte „BILDplus“ erfolgreich sein, könnte das einen Paradigmenwechsel hin zu einer Bezahlkultur für journalistische Inhalte im Internet herbeiführen, glauben (bzw. hoffen) Beobachter. Bei Springer gibt man sich optimistisch. Verlags-Chef Mathias Döpfner sprach am Montag von einer „neuen Gründerzeit“. Für Bild-Chefredakteur Kai Diekmann (vor einigen Monaten zur Recherche und Kontaktpflege ins Silicon Valley entsandt) geht es darum, verschiedene Pläne auszuprobieren, „bis es funktioniert“.
Die Welt, ebenfalls ein Springer-Produkt, stellte Ende 2012 auf ein „nutzungsabhängiges Bezahlmodell nach dem Vorbild der New York Times“ um, wie eine Sprecherin damals sagte, um: Nutzer können bis zu 20 Artikel pro Monat gratis lesen, ab dem 21. müssen sie ein Abo abschließend. Die Startseite bleibt frei nutzbar.
Die New York Times richtete im März 2011 eine Bezahlschranke ein. Für Geschäftsführer Mark Thompson „die wichtigste und erfolgreichste Entscheidung, die in den letzten Jahren getroffen wurde“, wie er kürzlich im Rahmen eines Vortrags sagte. Die sogenannte „metered paywall“ (nur eine bestimmte Anzahl Artikel ist frei zugänglich) sei seitdem Standard geworden.
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