Der Mann, der Kitzbühel erfand

Der Mann, der Kitzbühel erfand
Die Doku "Waldes Lust" zeigt den Maler Alfons Walde als Touristik-Pionier und Erotomanen.

Auf den Listen der Top-Auktionsergebnisse für österreichische Kunst ist Alfons Walde Dauergast – berühmte Motive wie der "Aufstieg der Skifahrer" erzielten bereits Preise jenseits der 500.000 Euro.

Wie massiv der gefeierte Maler (1891–1958) jedoch den Aufstieg des Skiortes Kitzbühel prägte, ist auch unter Kunstfreunden nicht unbedingt Allgemeinwissen.

Der Mann, der Kitzbühel erfand
Alfons Walde Steinbergkogel um 1926 Öl auf Karton Courtesy Museum Kitzbühel
Neben dem berühmten Gams-Logo und dem blockigen Schriftzug des Tiroler Ortes zeichnete Walde nämlich auch für die Gebäude der Hahnenkamm-Bergbahn, die roten Anzüge der Skilehrer und die bunte Einfärbung der Häuserfronten im Stadtkern verantwortlich. Als Sachverständiger im Stadtbauamt wachte er zudem über die Entwicklung vieler Bauten im Ort.

Rechtzeitig zum Start der Ski-Rennwoche am Hahnenkamm rückt die Dokumentation "Waldes Lust – der Maler von Kitzbühel" (Montag, 19.1., 23.15 Uhr, ORF 2) diese und einige andere Aspekte in den Fokus.

Regisseur Sandro Decleva genoss dabei die Unterstützung von Waldes Tochter, seinem Enkel und seiner Urenkelin, die umfangreiches Archivmaterial zugänglich machten und auch ausführlich zu Wort kommen. Die Familie, die gemeinsam mit einem Expertengremium Waldes Nachlass betreut, bewohnt teilweise auch die vom Künstler geplanten Häuser nahe am Hahnenkamm.

Der Frauenheld aus Kitz

Der Mann, der Kitzbühel erfand
Alfons Walde um 1940 Fine Art Print vom Originaldia © Alfons Walde / Bildrecht, 2014, Wien
Dass sich in Waldes eigenem, modern gebauten Wohnhaus einst so manche frivole Party zutrug, wird dabei nicht unter den Tisch gekehrt. Der Künstler, der lange nur für seine Berg- und Ski-Motive bekannt war, frönte nicht nur auf dem Flachdach seines Berghauses derFreikörperkultur, sondern machte die Erotik auch zum Gegenstand seiner Bilder.

Wie derzeit auch eine Ausstellung im Wiener Fotomuseum Westlicht (bis 8. 2., www.westlicht.at) zeigt, inszenierte Walde allerhand attraktive Besucherinnen nackt und in Stöckelschuhen vor seiner Bergkulisse, fotografierte und malte ein Paar gar "im Akt" – und ließ wohl auch selbst nichts anbrennen.

Zwei Seelen

Waldes Tochter Guta Berger weiß in der Doku viel über die Beziehungen und Liebschaften des Künstlers zu berichten. Auch die politischen Verbindungen des Künstlers, der Engelbert Dollfuß gut und die Nazis schlecht fand, kommen zur Sprache. Dass Alfons Walde, der wie kaum ein Zweiter alpine Bodenständigkeit und Modernität in einer Person zu verbinden schien, seinen Spagat nicht bis zum Ende durchhalten konnte, lässt die Dokumentation zumindest erahnen.

Bilder zu Waldes Fotoausstellung "SchauLust"

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