Athen: Rettung mit abschreckenden Mitteln

Athen: Rettung mit abschreckenden Mitteln
Griechenlands Geldgeber verlangen den Abbau Zigtausender Beamter und wollen Mitsprache bei Privatisierungen.

Während eine Abordnung der Financiers - die sogenannte "Troika" bestehend aus der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds - die griechischen Sparvorhaben inspiziert, wartete die Athener Regierung am Montag mit einer Schreckensbotschaft auf: Die Verschuldung werde von heuer 161,8 Prozent der Wirtschaftsleistung auf 172,7 Prozent 2012 steigen.

Die internationalen Geldgeber überlegen nun eine drastische Verschärfung der Auflagen für neue Kredite. Ist Griechenland damit zu retten? Der KURIER versucht im Folgenden Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Athen: Rettung mit abschreckenden Mitteln

Wie weit liegt Griechenland von den Sparvorgaben der Geldgeber entfernt?
Laut Budgetentwurf 2012 wird das Land heuer ein Haushaltsdefizit von 8,5 Prozent der Wirtschaftsleistung erreichen. Die Regierung hatte den Geldgebern aber versprochen, auf 7,6 Prozent herunterzukommen. 2012 rechnet Athen mit 6,8 Prozent Defizit statt der vereinbarten 6,5 Prozent.

Welche Folgen hat die Verfehlung der Sparziele für Griechenland?
Die Geldgeber wollen neue Kredite nur mehr unter harten Auflagen vergeben: Die Forderungen reichen von Abbau des Staatsapparats über flexibleren Arbeitsmarkt, Privatisierungen bis zur Mitsprache bei Haushaltsentscheidungen. Griechenland hat am Montag angekündigt, im nächsten Jahr 30.000 Beamte in die "Personalreserve" zu schicken. Ihr Gehalt wird auf 60 Prozent gekürzt. Das ist aber erst der Anfang. Die Geldgeber wollen abschreckende Maßnahmen, damit
andere Schuldnerländer nicht dem griechischen Beispiel folgen.

Wie lange ist Griechenland noch zahlungsfähig?
Athen braucht bis spätestens 18. Oktober weitere acht Milliarden Euro aus dem 110 Milliarden Euro schweren Hilfspaket, das EU, EZB und IWF im Frühjahr 2010 beschlossen haben. Sonst kann das Land seine Beamten nicht mehr zahlen. Diese Kredittranche dürfte noch überwiesen werden, erwarten Experten. Das Geld würde bis Jahresende reichen. Dann muss wieder eine Tranche nach Athen fließen. Bisher hat das Land 65 Milliarden Euro des Hilfspakets verbraucht.

Was passiert, wenn Griechenland pleite ist?
Hinter vorgehaltener Hand rechnen die Geldgeber damit, dass es Anfang 2012 zur "geordneten Pleite" des Landes kommt: Die Gläubiger müssen ihre Griechenland-Anleihen um mindestens 50 Prozent abschreiben. Damit dies die griechischen Banken aushalten (sie sind die größten Gläubiger des Landes) müssen sie rund 25 Milliarden Euro Eigenkapital erhalten. Diese Milliarden wird wahrscheinlich der EU-Rettungsschirm EFSF zur Verfügung stellen. Er wird damit Miteigentümer der Banken. Das Geld soll aus einem späteren Verkauf der Geldinstitute in die Kassen des EFSF zurückfließen. Zudem könnte eine Art europäische Treuhand die griechischen Privatisierungen übernehmen.

Wie halten die Griechen das aus?
Der harte Sparkurs drückt die Wirtschaftsleistung heuer um 5,5 Prozent, 2012 um 2,5 Prozent. Die Griechen wollen das nicht widerstandslos hinnehmen: Am 5. Oktober streiken die Beamten, am 19. Oktober soll es einen Generalstreik geben.

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