Athen: Ohne Euro würden Löhne halbiert

Athen: Ohne Euro würden Löhne halbiert
Mit Horror-Prognosen will die größte Bank des Landes die Griechen vor den nächsten Wahlen wachrütteln.

Die älteste und größte Bank Griechenlands schlüpft jetzt in die klassische Rolle der Kassandra, die das Unheil herannahen sieht: Knapp drei Wochen vor der erneuten Parlamentswahl warnen die Analysten der 1841 gegründeten National Bank of Greece vor einem drohenden Austritt aus dem Euro. Mit drastischen Prognosen wollen sie die griechischen Wähler von einer pro-europäischen Entscheidung überzeugen.

Sollten die Griechen die Gemeinschaftswährung aufgeben, so würde ihr Pro-Kopf-Einkommen um 55 Prozent sinken. Die wieder eingeführte Drachme würde gegenüber dem Euro schlagartig 65 Prozent an Wert verlieren. Weiters sagt die Bank eine Verschärfung der seit fünf Jahre anhaltenden Rezession um noch einmal 22 Prozent voraus. Inflation und Arbeitslosenzahlen würden stark steigen. Schon jetzt hat jeder fünfte Grieche keinen Job. In der Altersgruppe der 14- bis 25-Jährigen ist es sogar jeder Zweite.

Für die Wahlen am 17. Juni zeichnet sich ein dramatisches Rennen zwischen den Konservativen unter Antonis Samaras und der radikallinken SYRIZA des Shooting­stars Alexis Tsipras ab. In der jüngsten Umfrage liegt die Nea Dimokratia (ND) mit 23,4 Prozent knapp voran, SYRIZA käme auf 22,1 Prozent. Da die stärkste Partei in Griechenland mit 50 zusätzlichen Parlamentssitzen belohnt wird, ist die Frage der Nummer 1 entscheidend.

"Ich muss sagen, ich bin trotz der Schwierigkeiten optimistisch", meint ND-Chef Samaras. Er will im Gegensatz zu Tsipras weiter mit der Troika aus EU, EZB und IWF zusammenarbeiten und sein Land in der Eurozone halten. Auch mehr als 80 Prozent der Griechen geben in Umfragen an, den Euro behalten zu wollen.

Drohende Staatspleite?

Die EU-Kommission sieht Griechenland in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Länderbericht von der Staatspleite bedroht. Die vereinbarte Milliardenzahlungen internationaler Geldgeber könnten nur weiter fließen, wenn die Reformen besser in die Tat umgesetzt würden. So müssten rasch zusätzliche Sparschritte für das nächste und übernächste Jahr auf den Weg gebracht werden.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare