Asiaten verschieben Europatouren
Theoretisch ist das Ziel klar: Die Österreich Werbung (ÖW) soll mit einem Sonderbudget von 4,6 Mio. Euro dafür sorgen, dass mehr Touristen aus Asien anreisen. Praktisch ist die Ausgangssituation aber alles andere als rosig. "In den Medien macht Europa vor allem mit der Flüchtlingskrise und Terrormeldungen Schlagzeilen", sagt ÖW-Manager Michael Tauschmann. Viele Asiaten würden ihre Europa-Reisen derzeit verschieben, klagen auch Veranstalter. Vor allem die Anschläge in Paris haben dem Reiseziel Europa geschadet, da die Stadt fixer Bestandteil vieler Reisegruppen ist. Am japanischen Markt kommt aus österreichischer Sicht dazu, dass die AUA Anfang September Tokio aus dem Flugplan gestrichen hat. Der Flughafen Wien verhandelt nun zwar mit zwei japanischen Airlines, eine Lösung ist aber noch nicht fix.
"Die meisten Asiaten machen drei Länder in neun Tagen", sagt Sungwon Yun, der sich mit YMK Travel auf Touristen aus Korea spezialisiert hat. Vielen bleibt nicht viel Zeit in Österreich: "Sie sind eine halbe Stunde in Hallstadt, zwei Stunden in Salzburg und einen halben Tag in Wien – mit Übernachtung in Pressbaum oder Schwechat, wo die Hotels billiger sind", erklärt er den typischen Reiseverlauf.
Reiseveranstalter auf Rundreise
Um die Aufenthaltsdauer zu erhöhen, hat die ÖW Anfang September knapp 50 Chinesen und Koreanern das Land gezeigt: Von Zell am See bis zur Glasfabrik Riedel. Leicht wird es nicht werden, Asiaten länger im Land zu halten – viele haben nur zwei Wochen Urlaub. Und sie wollen, wenn schon einmal in Europa, auch Italien und Frankreich sehen.
Viele landen dann aber im Burgenland – genauer gesagt in Parndorf. Das McArthurGlen Designer Outlet Parndorf macht schon ein Fünftel des Geschäfts mit Nicht-EU-Bürgern. Tendenz steigend. Dafür sorgen mehr als hundert Kooperationen mit Reiseveranstaltern, Hotels und Airlines, erklärt Outletcenter-Chef Mario Schwann. Kunden aus dem asiatischen Raum geben durchschnittlich drei mal so viel aus wie andere Besucher, sagt er. Im ersten Halbjahr sind seine Umsätze mit Asiaten wieder um zehn Prozent gestiegen.
Weniger erfreulich sehen die Zahlen des Mehrwertsteuerrückvergüters Global Blue für das erste Halbjahr 2016 aus. Im Vergleich zum Vorjahr haben asiatische Touristen demnach um 21 Prozent weniger in Österreichs Geschäften ausgegeben als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In China dämpfen zudem Erschwernisse in der Visa-Politik und strengere Zoll-Kontrollen bei der Wiedereinreise die Lust auf Europareisen, beobachtet Hermann Danzmayr von Global Blue.
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