ARGENTINIEN: Viel Rindfleich, aber am Tropf internationaler Geldgeber
Argentinien ist ein riesiges Land und die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas. Doch das heißt nicht viel.
In Wahrheit stolpert das Land seit Jahrzehnten von einer politischen und wirtschaftlichen Krise in die nächste und wird heute von Milliardenhilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) am Leben erhalten. Ohne die IWF-Kredite aus Washington (Volumen: 45 Milliarden US-Dollar) und Hilfen der Weltbank wäre Argentinien längst pleite.
Nach der Militärdiktatur (1976–1983), der schweren Rezession und Währungskrise (1998–2002) und vielen Problemen mehr steht das Land aber nun im WM-Finale. Und es kann für das fußballverrückte Volk keine schönere, wenn auch nur kurze Ablenkung von der Tristesse des Alltags geben.
Wie auch bei uns stöhnen die Menschen vor allem unter der Inflation. Doch während wir in Europa und Österreich von rund zehn Prozent sprechen, sind es in Argentinien aktuell rund 90 Prozent. Und während in der Eurozone der Leitzins soeben auf 2,5 Prozent angehoben wurde, steht er am Rio de la Plata längst bei 75 Prozent.
Die linksgerichtete Regierung hat deshalb in Absprache mit Unternehmen und Gewerkschaften schon im Sommer Preise und Löhne zeitweise eingefroren, um die rasante Geldentwertung ein wenig zu bremsen. Die Menschen wechseln so viele Peso wie möglich in Dollar, weil die Landeswährung ständig abwertet. Daher sollen die Argentinier nach Schätzungen 200 Milliarden Dollar in bar besitzen, das sind 20 Prozent aller Dollar außerhalb der USA. Die andere Hälfte der Bevölkerung hat hingegen wenig bis gar nichts: Die Armutsquote liegt bei 40 Prozent bei einer Bevölkerung von 46 Millionen Einwohnern.
Neben all den Problemen gibt es natürlich auch die wunderschönen Seiten des Landes, ob man von Patagonien schwärmt, dem Tango oder den angeblich besten Steaks der Welt. Typisch aber auch hier: Der Rindfleischkonsum sinkt aufgrund veränderter Essgewohnheiten, aber vor allem auch wegen der hohen Preise. Vor zehn Jahren aßen die Argentinier durchschnittlich 70 Kilo Rindfleisch pro Kopf und Jahr, heute sind es 50 Kilo (16 in Österreich). Die größten Abnehmer für Rindfleisch aus Argentinien sind China, gefolgt von Israel, Deutschland und Chile.
Die Landwirtschaft gilt überhaupt als die größte Stärke des Landes: Mit dem Export von Mais, Soja oder Getreide erzielt Argentinien rund 70 Prozent der Deviseneinkünfte.
FRANKREICH: Die Wirtschaft schwächelt, die Zukunft ist strahlend
Was wäre Europa ohne Frankreich? Die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Europäischen Union (EU) ist nicht nur Gründungsmitglied der Gemeinschaft, sondern ein Zugpferd für den gesamten Kontinent, weil wirtschaftlich eng mit den anderen Ländern verwoben.
Die Hälfte aller Ausfuhren gehen in andere EU-Länder, wichtigster Handelspartner ist „Lieblingsnachbar“ Deutschland, mit einem Exportanteil von 15 Prozent. Zentrale Säulen der französischen Exportwirtschaft sind die Luftfahrtindustrie mit Airbus sowie die Autoindustrie mit Marken wie Peugeot, Renault oder Citroën. Global gesehen zählt die Grande Nation zu den sieben führenden Wirtschaftsnationen (G-7) und ist der fünftgrößte Exporteur von Waren und Dienstleistungen weltweit. Traditionell gibt es im Unterschied zu Deutschland jedoch ein Exportdefizit.
Wie der gesamte Euro-Raum ist auch die französische Wirtschaft wegen der Folgen des Ukraine-Krieges im Krisenmodus – und droht kurzfristig in die Rezession abzurutschen. Im dritten Quartal 2022 betrug das Wachstum hauchdünne 0,2 Prozent. Die Staatsverschuldung dürfte von 2023 bis 2025 auf einem hohen Niveau bleiben und 110 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen.
Energiezukunft
Frankreich ist auch eine Atommacht – und mit 56 Atomreaktoren das größte Kernkraft-Land in der EU. Diese Dominanz einer Technologie sorgt derzeit aber für massive Probleme. Wegen technischer Störungen und Wartungsarbeiten ist die Stromproduktion seit Monaten auf einem historischen Tiefstand. Zwar konnten inzwischen 40 der 56 Reaktoren wieder hochgefahren werden, doch erstmals seit 42 Jahren muss Frankreich mehr Strom importieren als es exportiert. Die Behörden bereiten die Bevölkerung auf mögliche stundenweise Stromausfälle vor. Dabei handelt es sich um Notfall-Tests.
Um unabhängiger von Energieimporten zu werden, plant das Land in den nächsten Jahren den Bau von acht neuen Atomkraftwerken. Für Österreichs Wirtschaft ist der WM-Finalist der fünftwichtigste Handelspartner. Im Vorjahr überstiegen die Exporte mit 6,2 Mrd. Euro die Importe mit 4,5 Mrd. Euro bei Weitem. Rege Investitionstätigkeit erwarten sich die Franzosen durch zwei sportliche Großereignisse: Im nächsten Jahr wird in Courchevel-Méribel die Alpine Ski-WM ausgetragen. Ein Jahr später finden in Paris die Olympischen Sommerspiele statt.
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