Teilzeit-Trend erfasst "Männerdomäne": Wie Betriebe darauf reagieren

Teilzeit-Trend erfasst "Männerdomäne": Wie Betriebe darauf reagieren
In Österreich werden immer seltener reine Vollzeitstellen ausgeschrieben. Kürzere Arbeitszeiten locken mehr Bewerber an.

Zusammenfassung

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  • Die Zahl der Vollzeitstellen ist binnen zehn Jahren stark geschrumpft
  • Teilzeitoptionen sind ein wichtiges Mittel, um mehr Bewerbungen zu erhalten und Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
  • Flexibilität bei Arbeitszeiten wird von Arbeitgebern erwartet und ist ein Schlüsselfaktor für attraktive Stellenangeboten.

Wird die Vollzeit zum Auslaufmodell? Entgegen vieler politischer Appelle werden in Österreich immer seltener Vollzeitstellen ausgeschrieben. Bei der heimischen Jobplattform karriere.at waren im Vorjahr nur noch 74 Prozent der angebotenen Stellen in Vollzeit. Vor zehn Jahren waren es noch 89 Prozent. Umgekehrt stieg der Prozentsatz an Teilzeitstellen von 6 auf aktuell 16 Prozent.

Auch bei den über das AMS ausgeschriebenen, offenen Stellen setzt sich der Teilzeit-Trend ungebrochen fort. Im Jahresschnitt waren hier 15 Prozent der Stelleninserate reine Teilzeitjobs, drei Prozent geringfügig und 82 in Vollzeit. Die Statistik ist jedoch ungenau, zumal sie Teilzeitoptionen im Stelleninserat nicht extra ausweist.

Teilzeit-Trend erfasst "Männerdomäne": Wie Betriebe darauf reagieren

Karriere.at-Chef Georg Konjovic

Doch gerade diese Teilzeit-Optionen sind ein Gebot der Stunde, weiß Arbeitsmarktexperte und karriere.at-Chef Georg Konjovic. Er verweist auf den aktuellen Arbeitsmarktreport des Portals, für den hunderttausende Stelleninserate ausgewertet und 400 Personalverantwortliche befragt wurden.

Teilzeit-Trend erfasst "Männerdomäne": Wie Betriebe darauf reagieren

Dabei zeigen sich interessante Entwicklungen: So gibt es einen Teilzeit-Trend inzwischen in nahezu allen Berufsfeldern. Laut Umfrage ist der Wunsch nach reduzierter Wochenarbeitszeit in der von Männern dominierten IT-Branche aktuell besonders ausgeprägt: Hier beobachten 62 Prozent der Befragten, dass Mitarbeitende vermehrt in Teilzeit arbeiten möchten. Branchenübergreifend sind es 53 Prozent. 

Die IT findet sich als einzige „Männerdomäne“ auch in den Top 5 der Berufsfeldern mit den meisten Teilzeitstellen auf karriere.at (in absoluten Zahlen). Außerdem ist der Anteil an ausgeschriebenen Teilzeitstellen in der IT seit 2014 von 2 auf 12 Prozent am stärksten gestiegen. „Es ist eine Grundvoraussetzung für Teilzeit, dass man sie sich finanziell leisten kann“, begründet Konjovic den Trend. Aus anderen Umfragen wisse man, dass ein Drittel der Männer nicht in Vollzeit arbeiten möchte.

Teilzeit-Trend erfasst "Männerdomäne": Wie Betriebe darauf reagieren

Flexibilität ist Trumpf

In Branchen mit akuten Fachkräftemangel können sich Betriebe gar nicht mehr leisten, starre Arbeitszeiten anzubieten. Zwei Drittel (66 Prozent) der befragten Personalisten schreiben offene Vollzeitstellen zumindest teilweise mit Option auf Teilzeit aus. Jeder zweite bestätigt, mehr Bewerbungen zu bekommen, wenn auch eine Teilzeit-Option angeboten wird. Auch Gleitzeitmodelle, also freie Zeiteinteilung innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters, kommen wieder in Mode.

„Flexibilität von Arbeitgebern bei der Wochenarbeitszeit und der Arbeitszeitgestaltung sind attraktive Angebote an Jobsuchende über alle Berufsfelder hinweg“, sagt Konjovic. Firmen, die bei den Arbeitszeiten nicht flexibel sind und starre Modelle anbieten, hätten definitiv einen Wettbewerbsnachteil. 

Die Gründe von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, ihre Arbeitszeit zu reduzieren, sind sehr vielfältig. „Der Wunsch nach Teilzeit ist jedoch deutlich und wird, wie unsere Auswertung zeigt, von vielen Unternehmen erfüllt“, analysiert der Personalprofi. Nach Branchen betrachtet, bleiben Pharma, Gesundheit und Soziales die klassischen Teilzeithochburgen, gefolgt von Coaching-Jobs. Fast ausschließlich Vollzeit-Stellen gibt es unverändert im Management und in der IT-Branche, obwohl hier langsam die Teilzeit Einzug hält.

Teilzeitquote insgesamt bei 31 Prozent

Die Teilzeitquote am österreichischen Arbeitsmarkt stieg in den vergangenen Jahren um 30 Prozent von 26,7 auf 31,6 Prozent. Nur die Niederlande haben in der EU eine noch höhere Teilzeitquote. Sie ist aber ungleich verteilt. Während 51 Prozent der Frauen einer Teilzeitarbeit nachgehen, sind es bei den Männern nur 13 Prozent. 

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