Arbeiterkammer: Banken verlangen saftige Spesen

Arbeiterkammer: Banken verlangen saftige Spesen
Die Arbeiterkammer zeigt enorme Belastungen für Bankkunden auf. Sie fordert auch ein gesetzliches Verbot von Bankomatgebühren.

Die Arbeiterkammer hat wieder einmal die Banken im Visier. Bei den Überziehungszinsen, den Habenzinsen und den Kosten für Kontodienstleistung orten die Konsumentenschützer zum Teil große und nachteilige Ausreißer. Die Arbeiterkammer hat die Preise und Entgelte von 53 Dienstleistungen für Sparprodukte, Kredite und Zinsen unter die Lupe genommen. Laut der Untersuchung haben acht von zwölf im November untersuchten Banken in Wien an der Preisschraube gedreht, zum Teil sogar kräftig. Acht Banken sollen zum Teil sehr viel abkassiert haben, darunter die BAWAG, bankdirekt.at, easybank, Erste Bank, Bank Austria, Hypo NÖ, Generali und die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien.

Bis zu 184 Prozent

Diese Kreditinstitute haben neue Gebühren eingeführt und auch bestehende Spesen erhöht. Die Top-15-Spesenerhöhungen betrugen zwischen 20 und 184 Prozent, rechnete die Arbeiterkammer am Donnerstag vor. „Spesenkaiser“ ist laut Arbeiterkammer die BAWAG. Eine Überweisung oder Bareinzahlung am Schalter aufs eigene Konto kostet nun 2,90 Euro, ein Jahr davor kostete diese nur 1,02 Euro. Das ist ein Plus von 184 Prozent. Die Barbehebung am Schalter kostet bei allen untersuchten Banken.

Bei einer händisch beauftragten Überweisung reichen die Gebühren von null (easybank) bis zu drei Euro (ING DiBa). Im Schnitt fallen dafür 1,10 Euro an. Außerdem zahlen Kunden auch dann, wenn sie sich ihren Kontoauszug im Bankfoyer selbst ausdrucken. Das ist laut AK-Konsumentenschützer Christian Prantner ein „großes Ärgernis“.

Teure Kontoüberziehung

„Während ein Gehaltskonto ohne Kontoüberziehung im Vorjahr im Schnitt 108,46 Euro pro Jahr kostete, waren es im Jänner 2015 im Schnitt 88,08 Euro“, stellt Prantner fest. Ein neues Girokonto kommt derzeit auf null bis 238,80 Euro. Für immer mehr Dienstleistungen müssen Kunden extra zahlen.

Arbeiterkammer: Banken verlangen saftige Spesen

Ein weiteres Ärgernis sind die sehr hohen Überziehungszinsen. „Trotz niedriger Geld- und Kapitalmarktzinsen sind die Zinsen für die Kontoüberziehung auf einem hohen Niveau festgeklebt“, klagt Gabriele Zgubic, Leiterin der AK-Konsumentschutzabteilung. „Wer ein Plus auf einem Konto hat, bekommt - wenn überhaupt - nur Mini-Zinsen. Beim Absenken der Habenzinsen sind die Banken immer schnell, bei den Überziehungszinsen hingegen hinken sie mehr als hinten nach.“

Hohe Sollzinsen

Ein längerer Vergleich der Arbeiterkammer zeigt, sagt Zgubic, dass die Sollzinsen seit längerer Zeit nach oben gehen, während die Habenzinsen bei nahezu null stagnieren und der Euribor, der Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen, gesunken ist. Seit 2014 ist der Euribor sogar im Minus. Zuletzt, am 28. Februar, war der Drei-Monats-Euribor bei -0,330 Prozent. Vor der Finanzkrise, im April 2008, lag er noch bei 4,78 Prozent im Monatsdurchschnitt. Der Median-Euribor seit diesem Zeitpunkt betrug nach AK-Rechnung 0,50 Prozent.

Zinsen für Kontoüberziehung

Die Habenzinsen lagen deutlich darunter: im Median bei 0,13 Prozent. Zu Jahresbeginn 2017 zahlen die Banken nur 0,01 Prozent für ein Plus am Konto.

Der Sollzinssatz hingegen lag zuletzt bei 10,25 Prozent, der Median-Wert über die Jahre seit der Finanzkrise bei 10 Prozent. Für die Banken sind Überziehungszinsen ein großes Geschäft.

„Bei 5,2 Millionen Gehalts- und Pensionskonten ist davon auszugehen, dass 35 Prozent ihr Konto entweder einmal, immer wieder oder ständig überziehen - laut Konsumentenschutzministerium. Bei einem Minus von durchschnittlich zwischen 1000 und 2000 Euro pro Jahr betragen die Zinsen für die Kontoüberziehung zwischen 182 und 360 Millionen Euro pro Jahr“, erklärt die Arbeiterkammer.

"Bankomatgebühren sollten verboten werden"

Die AK fordert daher eine gesetzliche Deckelung von Minuszinsen. Ein „klares Nein“ sagen die Konsumentenschützer zu Bankomatgebühren. Eine solche wäre mehr als ungerechtfertigt und brächte Mehrkosten von 300 Mio. Euro.

Eine flächendeckende Bankomatgebühr von zwei Euro pro Behebung würde die jährlichen Kontokosten je nach Nutzung um 47 bis 127 Prozent erhöhen. Kunden mit 400 Buchungen im Jahr würden dann statt 126 auf 286 Euro kommen, andere mit weniger Buchungen (160 Buchungen) auf 151 statt 103 Euro und Normalnutzer (280 Buchungen) auf 208 statt 108 Euro. Laut Arbeiterkammer sollten Bankomatgebühren gesetzlich verboten werden.

Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Sparte Bank in der Wirtschaftskammer, verteidigt die Preispolitik. Das Preis-Leistungsverhältnis sei gut und verweist auf Innovationen wie das kontaktlose Zahlen oder den Kampf gegen Cyberkriminalität.

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