"Aodili" in Pekinger U-Bahn vorgeführt

Urlaubsland Österreich wirbt in der U-Bahn der 11-Millionen-Einwohner-Stadt Peking
Aktion. Das Reiseverhalten der Chinesen ändert sich. Österreich will davon profitieren.

Grüne Wiesen, klare Badeseen, liebliche Städte und ein Hauch von "Sound of Music": Mit solchen Bildern ist die Österreich-Werbung (ÖW) in zwei Züge der Pekinger U-Bahn eingezogen, um Stimmung für Urlaub in Österreich zu machen. Was nicht fehlen durfte: QR-Codes, mit denen die "Generation Smartphone" die Fotos schnell und einfach mit möglichst vielen Freunden teilen kann. Über die chinesische Variante von Facebook, WeChat, sollen sich in der Folge mehr als fünf Millionen Menschen über "Aodili", also Österreich, informiert haben. Ein Etappensieg. Zumindest haben jetzt ein paar Pekinger mehr von Österreich gehört und gelesen – ob sie es auch irgendwann in die Reiseroute aufnehmen werden, bleibt abzuwarten.

Unbestritten ist, dass China zur Reisenation Nummer eins aufgestiegen ist. Schon heute machen 128 Millionen Chinesen Urlaub im Ausland, Tendenz stark steigend. Die neue Generation – aufgewachsen in Zeiten der Ein-Kind-Politik, bestens ausgebildet und mit Auslandsaufenthalten im Gepäck – reist ganz anders als jene ihrer Eltern, sagt Petra Stolba, Chefin der Österreich Werbung (ÖW): "Sie sind reiseerfahren, wollen mehr als nur Destinationen im Schnelldurchlauf abhaken." Das würde bedeuten, dass die Zeiten von "Europa in 10 Tagen"-Touren vorbei sind – zumindest ansatzweise. Im Vorjahr haben chinesische Touristen erstmals mehr als eine Million Übernachtungen in Österreich gebucht. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist aber überschaubar: Sie liegt bei 1,2 Tagen.

Geht es nach den Vorstellungen der Tourismuswerber, sollten die weit gereisten Gäste künftig nicht mehr durch ganz Europa, sondern nur noch durch Österreich touren. Im September reisen Veranstalter aus China an, um sich ein Bild vom Angebot zu machen: Von Zell am See, über die Swarovski Kristallwelten in Wattens, einen Hauch von "Sound of Music" in Salzburg bis zum Schloss Schönbrunn in Wien. Birgit Pototschnig, ÖW-Bereichsleiterin für Internationales Markt Management: "Die neue Generation sucht auf Reisen nach Erlebnissen, nach Hochkultur und Volkskultur."

Luxusshopping

Bisher wollen Chinesen im Urlaub vor allem eines: Luxusmarken kaufen, die bei ihnen Zuhause aufgrund der hohen Einfuhrzölle deutlich teurer sind und außerdem oft in Fake-Versionen verkauft werden. "Zwei Drittel des Urlaubsbudgets sind für Luxusshopping reserviert", sagt Pototschnig. Ganz oben im Ranking der beliebtesten Reisedestinationen der Chinesen steht daher auch die Shoppingdestination Schanghai.

Weltweit sind so viele Menschen auf Reisen wie nie zuvor: laut der UN-Tourismusorganisation UNWTO im Vorjahr 1,2 Milliarden Menschen, das sind um 4,4 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor.

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