Anlegerkrimi Sun Contracting: Etwa 3.000 Aktionäre geschädigt

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Ein Anwalt vertritt allein rund 500 betroffene Kleinanleger. Drei Drahtzieher sitzen in U-Haft. Sie bestreiten die Vorwürfe.

Der mutmaßliche Anlagebetrugskrimi um die Liechtensteiner Sun Contracting AG, ihre Österreich-Töchter und die österreichische Green Finance-Gruppe weitet sich aus. Laut dem Liechtensteiner Anwalt Maximilian Maier, der Vertrauensanwalt des österreichischen Verbraucherschutzverein (VSV) ist, sind allein rund 3.000 Aktionäre der Sun Contracting geschädigt. 

Laut Maier haben sich bisher 500 Anleger beim VSV gemeldet, davon 180 direkt bei ihm. Ob bei der insolventen Sun Contracting AG, die 38 Tochtergesellschaften unterhält, irgendein Vermögen vorhanden ist, das sich verteilen ließe, ist derzeit unklar. Bereits Ende 2023 erwirtschaftete die Sun Contracting AG einen Verlust in Höhe von 8,2 Millionen Euro und saß auf einem Schuldenberg in Höhe von 158,73 Millionen Euro. 

„Ich bereite gerade die erste Klage gegen eine Vermittlerin vor, die über eine österreichische Green-Finance-Gesellschaft tätig war, die keine gewerberechtliche Bewilligung der Finanzmarktaufsicht hatte. Da habe ich die Haftpflichtversicherung im Visier“, sagt Maier zum KURIER. „Die Green Finance Capital AG in Liechtenstein klage ich bereits auf Rückzahlung der Darlehen. Die Leute haben Nachrangdarlehen und Anleihen bei der Green Finance gezeichnet. Die habe ich außerordentlich gekündigt, weil es ist unzumutbar, einen Vertragspartner zu haben, der mit einem solchen strafrechtlichen Verdacht konfrontiert ist.“

Kündigungen eingeleitet

Dem Vernehmen nach hält man bei der Green Finance-Gruppe diese Kündigungen für überzogen. Sinngemäß wird argumentiert, so Maier, dass nur ein Mitarbeiter die Geschäftsleitung angeschwärzt habe und alles nicht so schlimm sei. Deshalb liege kein Kündigungsgrund vor.

Fakt ist: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKSTA) hat die mutmaßlichen Green Finance/Sun Contracting-Macher Christian S., Martin H., und Michael K. vergangene Woche festnehmen lassen. Sie sitzen mittlerweile in U-Haft.

Trio bestreitet die Vorwürfe

Sie sollen die Sun Contracting um fast sechs Millionen Euro geschädigt haben, indem sie eine Gesellschaft um einen Euro gekauft und um knapp sechs Millionen Euro an Sun Contracting weiterverkauft haben. Das Trio bestreitet die Vorwürfe.

Das perfide System der Green Finance/Sun Contracting bestand darin, Kleinanleger so zu beraten, dass sie ihre Lebensversicherungen auflösten, um danach in Nachrangdarlehen und Anleihen der Sun Contracting zu investieren. Letztere finanzierte damit PV-Anlagen. Doch dabei soll ein Drittel des Kapitals für Vertriebsprovisionen verwendet worden sein. Das soll nicht allen Anlegern mitgeteilt worden sein.

Totalverlust?

Im Juni 2024 soll die Sun Contracting einen Wertpapierprospekt für Namensaktien aufgelegt haben.

„Viele meiner Mandanten haben vor bis zu fünf Jahren oder länger Nachrangdarlehen gezeichnet“, sagt Maier. „Dann haben sie den Anlegern gesagt, wir tauschen die Nachrangdarlehensverträge in Namensaktien, weil wir wollen an die Börse gehen. Sie lockten die Anleger mit dem großen Geld.“ Laut Aktenlage sollte die Sun Contracting an die Zürcher Börse gebracht werden. Indes ist derzeit noch unklar, wie viele Darlehens- und Anleihezeichner insgesamt geschädigt wurden.

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