Anlagestratege: "Sparer bleiben die Verlierer"

Neil Dwande: "Die Schulden, die Zinsen, die Wachstumsschwäche. Alles ist global geworden."
Aktiendividenden werden zunehmend wichtige Ertragsquelle.

Noch nie in den vergangenen Jahrzehnten war das Umfeld für Anleger so verworren und risikobeladen wie jetzt: Minizinsen und das nicht nur in Europa; schwaches Wirtschaftswachstum, auch das nicht nur in Europa; unzählige politische Risiken, ebenfalls nicht regional beschränkt, und eine alternde Bevölkerung, auch dies ist ein – mit Ausnahme von Afrika – globales Phänomen.

Was Neil Dwane, Anlagestratege von Allianz Global Investors, bei der Asien-Konferenz des Konzerns in Berlin zu erzählen hatte, klang nicht eben aufmunternd für Anleger. "Es steht uns kein einfacher Weg für Wachstum bevor", sagt er. Die Welt habe die Schuldenkrise – mit wenigen Ausnahmen, wie etwa Deutschland – mit noch mehr Schulden bekämpft, jetzt müssten die Zinsen dafür niedrig bleiben.

"Die Schulden, die Zinsen, die Wachstumsschwäche. Alles ist global geworden", sagt Dwane. Nicht einmal die USA wagten die Zinsen so zu erhöhen, wie sie es gerne wollten. Sie würden damit die Schwellenländer in arge Probleme bringen.

China lässt aus

Für die asiatischen Staaten komme dazu, dass China als Wachstumslokomotive ausfalle. "Die Länder müssen nun selbst schauen, wie sie Wachstum generieren", sagt Dwane.

Und über Europa hänge nicht nur das Damoklesschwert des britischen EU-Austritts, sondern ein generelles Fehlen einer Vision. "Die Mitglieder wissen nur, warum die EU geschaffen wurde, aber nicht, warum sie sie in Zukunft noch brauchen werden", glaubt der Brite Dwane.

Wer also sein Geld auf dem Sparbuch nicht über die kommenden Jahre schrumpfen sehen wolle, müsse Risiko eingehen, also Aktien kaufen. "Daran führt kein Weg vorbei", ist der Anlagestratege überzeugt. Und welche am besten? "Aktien mit guter Dividende", lautet seine Antwort. Denn Dividenden seien in den vergangenen Jahren ein wesentlich größerer Ertragsbringer geworden als früher.

In den Aktien-Boomjahren 1995 bis 2000 waren es die Kursgewinne, die den Anlegern große Freude bereiteten: 23 Prozent Ertrag brachten sie im MSCI Europe-Index im Schnitt ein, 2,9 Prozent kamen aus Dividenden. In den fünf folgenden Jahren waren es nur die Dividenden, die Ertrag brachten. Die Kurse stürzten dramatisch ab. Und seither gibt es zwar wieder Kursgewinne, die Dividendenerträge sind aber sowohl 2005 bis 2010 (3,6 Prozent) als auch 2010 bis 2015 (3,8 Prozent) höher als die durchschnittlichen Kursgewinne.

Stürmische Wochen

Diesen Dienstag und Mittwoch steht die nächste Sitzung der US-Notenbank Fed an. Die erwartete Erhöhung der US-Leitzinsen wird es aber nicht geben. Die Notenbanker unter Fed-Chefin Janet Yellen wollen die Brexit-Abstimmung am 23. Juni abwarten. Genau so abwartend werden sich die Anleger verhalten, erwarten Analysten. Das Börsenklima wird vorerst unterkühlt bleiben. Dazu kommt am Freitag ein "Hexensabbat" (Verfallstag für Optionen und Futures). In den Tagen davor schwanken Kurse meist stark.

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