Millionenpleite eines bekannten Anlagenbauers
Der Anlagenbauer Christof Industries Austria mit rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Standorten Wels, Graz, Wien und Werndorf hat am Freitag am Landesgericht Graz ein Sanierungsverfahren mit einer 20-prozentigen Quote für die Gläubiger beantragt. Ursachen für die Insolvenz seien die Folgen der Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine, hieß es in einer Aussendung. Ziel sei die Unternehmensfortführung.
Die Christof Industries - spezialisiert auf Anlagenbau, Industrie-Service und Umwelttechnologien - hat am Freitag beim Handelsgericht Graz für ihr Tochterunternehmen Christof Industries Austria GmbH die Insolvenz beantragt. Dies geschah am letzten Tag des Quartals, mit einer Eröffnung des Verfahrens dürfte am Nachmittag zu rechnen sein. Dabei könnte es sich um eine der größeren Pleiten in diesem Jahr in der Steiermark handeln.
Schulden und Vermögen
Die Aktiva betragen laut Creditreform zu Liquidationswerten 12,192 Millionen Euro, davon entfallen 6,517 Millionen auf offene Forderungen und 5,426 Millionen Euro auf Bankguthaben. Die Passiva werden mit 100,731 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 23,3 Millionen Euro auf Banken, 11,514 Millionen Euro offene Lieferungen und Leistungen, 4,612 Millionen Euro erhaltene Anzahlungen und 14,678 Millionen Euro auf sonstige Verbindlichkeiten.
Zum Insolvenzverwalter wurde der renommierte Grazer Rechtsanwalt Dr. Alexander Isola bestellt.
Begründung
Die Gründe sollen laut Christof in den Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie dem Krieg in der Ukraine begründet sein. In diesem Zeitraum seien "massive Lieferverzögerungen und enorme Preissteigerungen von teilweise 200 bis 300 Prozent bei Vormaterialien" sowie Energie und Transporten aufgetreten. Diese ließen sich bei laufenden Projekten nicht in die Kalkulation überwälzen bzw. weitergeben und belasteten Ergebnis und Liquidität enorm. Auf der anderen Seite habe es auch massive Zahlungsverzögerungen gegeben, die selbst von dem operativ sehr gut laufenden Geschäft mit vollen Auftragsbüchern nicht kompensiert werden konnten. Kürzliche Zahlungsausfälle und nicht bezahlte Mehrkostenforderungen von nur zwei Projekten kamen bereits auf einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag, hieß es.
Die Christof Austria GmbH-Geschäftsführung ist dennoch optimistisch, denn durch die hohen F&E-Investitionen der vergangenen Jahre nehme die gesamte Firmengruppe nach eigener Angabe eine Führungsposition in der Branche ein. Investiert wurde in die Forschung zu Technologien für die Dekarbonisierung. Zusammen mit u. a. langjährigen partnerschaftlichen Geschäftsbeziehungen sei dies die Basis für die angestrebte Unternehmensfortführung.
Hintergrund
Dieser Schritt der Christof Industries Austria GmbH sei alles andere als leicht gefallen, teilte das Unternehmen mit. Aber: anstelle von Gewinnausschüttungen habe man enorme Investitionen in Forschung und Entwicklung für nachhaltig umweltfreundliche Technologien für den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Träger getätigt, hieß es u. a. von Johann Christof, CEO der Unternehmensgruppe Christof Industries.
Die familiengeführte Christof Industries Austria GmbH hat 2021 einen Umsatz von 138 Mio. Euro erwirtschaftet. Das Unternehmen ist im Anlagenbau sowie im Bereich Entwicklung, Instandhaltung und Service von Industrieanlagen und Kraftwerken tätig. Zu den Kunden zählen Unternehmen, die in den Bereichen Öl und Gas, Zellstoff und Papier, Chemie, Automobil, Lebensmittel, Energie, Metallurgie und Baustoffindustrie tätig sind. Unter der Dachmarke Christof Industries firmieren 26 Einzel- und Tochterunternehmen mit über 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in insgesamt 16 Ländern.
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