Androsch: "Allen Anlass, uns Sorgen zu machen"

"Wir sind zwar nicht abgesandelt", sagt Androsch. "Aber für Schönrederei oder Gesundbeterei gibt es überhaupt keinen Anlass."
Abwanderungsgelüste heimischer Spitzenmanager seien "ein Signal, das man nicht ignorieren darf".

Eindringlich warnt der Industrielle Hannes Androsch davor, dass Österreich zwar nicht abgesandelt sei, "aber bei allen wichtigen Standortkriterien an Boden verliert". Wenn sich die Schweiz derzeit "ernsthafte Gedanken über den Erhalt ihres Erfolgsmodelles macht, dann haben wir allen Anlass, uns Sorgen zu machen", sagte Androsch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Die Abwanderungsdiskussion, die von heimischen Spitzenmanagern begonnen wurde, sei "ein Signal, das man nicht ignorieren darf".

Androsch attestierte der Politik "Realitätsverweigerung" und kritisierte den überbordenden Föderalismus. Die Länder seien im Finanzausgleich überdotiert. Landeshauptleute "waren immer im Rang eines Staatssekretärs, heute sind sie die Über-Regierenden".

In der Causa Hypo Alpe Adria kritisierte Androsch, der Aufsichtsratsvorsitzender der Fimbag (Banken-ÖIAG) ist, dass die Insolvenz-Variante nicht ernsthaft durchgerechnet worden sei. Erst dann hätte man entscheiden dürfen. Österreich habe fünf Jahre für eine sinnvolle Lösung versäumt. Die Kontrollübernahme der Telekom durch America Movil erinnert Androsch an eine "zweite AUA-Lösung". Ohne Not werde Volksvermögen verschleudert, siehe Bank Austria und Austria Tabak.

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