Andor: Deutsche haben Mitschuld an Krise

Andor: Deutsche haben Mitschuld an Krise
Die niedrigen Löhne in der Bundesrepublik hätten zur Schuldenkrise beigetragen, so der ungarische EU-Kommissar. Und Italiens Ex-Premier Prodi meint, "Hinhaltetaktik" Merkels habe Krise verschärft.

Nach Ansicht von EU-Sozialkommissar Laszlo Andor sind die niedrigen Löhne in Deutschland ein Grund für die anhaltende Wirtschaftskrise in Europa. Deutschland habe durch die jahrelange Lohnzurückhaltung dazu beigetragen, dass wirtschaftliche Ungleichgewichte in der EU entstanden seien, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Deshalb seien höhere Mindestlöhne in Deutschland für eine Überwindung der Krise unabdingbar.

Andor warf der deutschen Regierung eine "merkantilistische Wirtschaftspolitik" vor. "Deutschland hat im vergangenen Jahrzehnt enorme Lohnzurückhaltung geübt, um für ein, zwei Jahre wettbewerbsfähiger zu werden - aber das hatte Folgen für die anderen EU-Staaten." Deshalb müsse es jetzt durch Mindestlöhne in allen Sparten und einen Abbau der Ungleichgewichte Ausgleich schaffen.

Zugleich lobte Andor die Krisenpolitik von EZB-Chef Mario Draghi. "Solange die Politik nicht die Mittel bereitstellt, die wir für die Bewältigung der Krise benötigen, brauchen wir die EZB, um uns zumindest eine Weile durchzuwurschteln", sagte der Ungar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte vor zwei Wochen beschlossen, notfalls und unter Bedingungen unbegrenzt Anleihen von Krisenstaaten wie Spanien oder Italien zu kaufen.

Verbleib Griechenlands in Eurozone "günstigere Weg"

Andor: Deutsche haben Mitschuld an Krise

Der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission, Romano Prodi, hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) heftig kritisiert. In einem Interview mit der Presse sagt Prodi, dass die "Hinhaltetaktik" Merkels die Krise "bestimmt verschärft" habe. "Wenn Merkel in manchen Situationen schneller gehandelt hätte, wäre der Prozess der Krisenrettung auch früher vorbei gewesen", so der Italiener, der sich gleichzeitig für eine Stärkung der EU-Institutionen aussprach. In punkto Eurozone gab sich Prodi zuversichtlich. Er sei "ziemlich sicher", dass in den kommenden Jahren kein Land die Währungsunion verlassen müsse.

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