Pensionsreform treibt Zahl der Arbeitslosen in die Höhe
Frühlingsbelebung sieht anders aus. Die AMS-Zahlen zeigen eine bedrohliche Entwicklung. Ende April waren exklusive Schulungen 307.500 Menschen als arbeitslos vorgemerkt, um 12,6 Prozent mehr als 2013. Gut die Hälfte der Arbeitslosen entfällt auf nur zwei Gruppen: Jene der über 50-Jährigen und der Ausländer. Die Zahl der Arbeitslosen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen schnellte um fast 30 Prozent in die Höhe. Diese bedrohliche Entwicklung ist weniger auf die flaue Konjunktur zurückzuführen, sondern vor allem auf die Auswirkungen der mit Jahresanfang in Kraft getretenen Pensionsreformen.
Ältere Erschwernisse beim vorzeitigen Pensionsantritt – etwa bei der Hacklerregelung – erhöhen zwar die Zahl der Beschäftigten, die Altersarbeitslosigkeit steigt aber gleich vier Mal so stark. So gab es im April mit knapp 80.000 Arbeitslosen über 50 Jahre ein Plus von 22 Prozent, während die Beschäftigung in dieser Altersgruppe nur um 4,8 Prozent stieg. Bisherige Re-Integrationsmaßnahmen des AMS reichen nicht aus, weshalb Lohnsubventionen für Betriebe nun stark ausgeweitet werden. "Je nach Alter tragen wir bis zu drei Monate lang sogar 100 Prozent der Lohnkosten", sagt AMS-Wien-Chefin Petra Draxl.
Warum das im Regierungsprogramm vorgesehene Bonus-Malus-System zur Beschäftigung Älterer erst 2017 umgesetzt wird, bleibt ein Rätsel. Es wäre nämlich zur Abfederung der Altersarbeitslosigkeit gedacht. In der ORF-ZiB2 sprach Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer am Freitag von "schwierigen, zähflüssigen Gesprächen" der Sozialpartner. Und obendrein müsse man den Betroffenen noch Zeit zur Vorbereitung geben.
Benachteiligte Die Streichung der Invaliditätspension für unter 50-Jährige wird zur Riesen-Herausforderung für das AMS. Schon mehr als 55.000 Arbeitslose haben gesundheitliche Vermittlungseinschränkungen, müssen also in oft lange Reha-Maßnahmen geschickt werden. Ob sie danach einen Job finden ist fraglich, es droht die Langzeitarbeitslosigkeit. Im April ist diese um 63 Prozent auf 10.000 Betroffene gestiegen.
"Bei den benachteiligten Gruppen wirkt sich auch die steigende Konkurrenz am Arbeitsmarkt stärker aus", sagt Hundstorfer. Eine Möglichkeit wären hier mehr sozialökonomische Betriebe.
Ausländer Die Ausländerarbeitslosigkeit steigt doppelt so stark wie jene der Inländer. Grund: Der Arbeitsmarkt wird internationaler. Ein anhaltend starker Zuzug vor allem aus den osteuropäischen Nachbarländern sorgt für einen Verdrängungskampf insbesondere im Niedriglohnsektor. Schlecht qualifizierte Migranten der zweiten oder dritten Generation werden durch neu zugewanderte ersetzt. Schulungen scheinen hier wenig zu greifen.
Auch wenn die Konjunktur in den nächsten Monaten etwas anziehen dürfte, für ein höheres Pensionsalter scheint der Arbeitsmarkt noch lange nicht reif zu sein. Lichtblick: Die Jugendarbeitslosigkeit konnte dank Demografie und staatlicher Auffangnetze stabilisiert werden.
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